Städte weiter unter Beschuss

Trotz aller internationalen Friedensappelle hat Russland seine Angriffe auf die Ukraine verschärft. Für Entsetzen sorgte gestern ein Raketenangriff auf den Fernsehturm in Kiew, bei dem mindestens fünf Menschen getötet wurden, wie der Zivilschutz mitteilte.

Der Fernsehturm blieb stehen, aber der Sendebetrieb wurde unterbrochen. Der Angriff ereignete sich nahe der Holocaust-Gedenkstätte für das Massaker von Babyn Jar. Bürgermeister Witali Klitschko bezeichnete die Lage in Kiew als „bedrohlich“.

Militärstratege analysiert aktuelle Lage

Was hat Putin, was hat die russische Armee als Nächstes vor? Womit muss man in der Hauptstadt Kiew rechnen? Oberst Markus Reisner, Militärstratege des österreichischen Bundesheers, sagt, was er in den kommenden Stunden erwartet.

Vor dem Angriff hatte ein Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums Angriffe auf technische Infrastruktur in Kiew angekündigt. Dabei nannte er den Sicherheitsdienst SBU und „Einheiten für psychologische Einsätze“ als mögliche Ziele.

Langer Militärkonvoi

Auf die Hauptstadt bewegte sich ein riesiger Militärkonvoi von mehr als 60 Kilometern Länge zu. Nach US-Angaben scheinen die russischen Truppen beim Vormarsch jedoch Probleme mit der Versorgung und der Logistik zu haben. Darüber hinaus sei der Widerstand der ukrainischen Streitkräfte wohl größer als von russischer Seite erwartet.

Die russischen Angriffe konzentrierten sich am Tag sechs des Einmarschs weiter auf die großen Städte, die nach Darstellung des ukrainischen Außenministeriums jetzt mit Raketen beschossen werden.

Zweitgrößte Stadt unter Beschuss

Auch die zweitgrößte Stadt Charkiw stand unter Beschuss, auch Regierungsgebäude und ein Hochhaus wurden attackiert. Es gab mehrere Tote. Die Hafenstadt Mariupol im Südosten der Ukraine ist ebenfalls weiter heftig umkämpft.

Die russischen Separatisten kündigten an, für Einwohner zwei „humanitäre Korridore“ einzurichten. Die Ukraine wiederum bot russischen Soldaten Straffreiheit und Geld an, wenn sie sich ergeben. Die Schwarzmeer-Stadt Cherson meldete, russische Kontrollposten hätten die Stadt eingekreist.

Fronten verhärtet

Der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu erklärte, Russland werde seine Angriffe so lange fortsetzen, „bis alle Ziele erreicht sind“ – die „Entmilitarisierung“ der Ukraine und die „Entnazifizierung“ ihrer Führung.

Die Ukraine macht eine Feuerpause zumindest in den Städten zur Bedingung für Verhandlungen mit Russland. Präsident Wolodymyr Selenski erklärte, Russland müsse die Bombardierung ukrainischer Städte einstellen, bevor sinnvolle Gespräche über einen Waffenstillstand beginnen könnten. Die erste Verhandlungsrunde in dieser Woche habe kaum Fortschritte gebracht. Unklar ist, wann es eine zweite Runde geben soll.