Kiew und Moskau verständigen sich auf humanitäre Korridore

Die Ukraine und Russland haben bei ihrer zweiten Verhandlungsrunde die Einrichtung humanitärer Korridore vereinbart. Damit soll die Zivilbevölkerung sicher aus von Russen belagerten Städten abziehen können. Unklar ist, in welchen Städten diese Korridore vereinbart sind. Eine Waffenruhe ist weiter nicht in Sicht.

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„Die zweite Gesprächsrunde ist vorbei. Leider gibt es noch nicht die von der Ukraine benötigten Ergebnisse“, schrieb der ukrainische Unterhändler Mychailo Podoljak. Eine erste Verhandlungsrunde russischer und ukrainischer Vertreter in Belarus am Montag war ohne Ergebnis zu Ende gegangen. Russland und die Ukraine einigten sich zudem auf eine dritte Gesprächsrunde, welche bald stattfinden sollte.

Putin: Alles nach Plan

Die russischen Angriffe gingen unterdessen unvermindert weiter, insbesondere in Tschernihiw, Charkiw und Mariupol. Nach den Worten von Russlands Präsident Wladimir Putin läuft der Angriff auf die Ukraine wie geplant. „Die spezielle Militäroperation verläuft streng nach Plan. Alle Aufgaben werden erfolgreich erfüllt“, sagte Putin. Erneut betonte er, dass es sich um einen Kampf gegen „Neonazis“ handle, von denen das Nachbarland befreit werden müsse.

Ukrainer und Russen seien „ein Volk“, sagte er weiter während einer Sitzung des russischen Sicherheitsrates. Russland hatte vor einer Woche mit einem Großangriff auf die Ukraine begonnen. Russische Bodentruppen drangen anschließend binnen weniger Stunden bis in den Großraum Kiew vor, seitdem stockt der Vormarsch jedoch. Experten sehen eine hohe Moral unter den ukrainischen Soldaten und der Bevölkerung und überraschende logistische Schwierigkeiten bei der russischen Armee.

UNO rechnet mit zehn Millionen Geflüchteten

Laut den Vereinten Nationen sind inzwischen mehr als eine Million Menschen geflüchtet, bis zu zehn Millionen könnten es nach UNO-Schätzung werden. Auch die EU-Kommission rechnet mit mehreren Millionen Kriegsflüchtlingen, die nach einem Beschluss der Mitgliedsstaaten von gestern schnell und unkompliziert aufgenommen werden sollen.

Selenski will direkt mit Putin verhandeln

Russlands Staatsführung machte wenig Hoffnung darauf, dass der militärische Druck auf die Ukraine und das Blutvergießen dort bald nachlassen könnten. „Wir sind gesprächsbereit, aber wir werden unsere Operation fortsetzen“, sagte Außenminister Sergej Lawrow.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenski gab sich weiter kämpferisch. „Sie werden hier keinen Frieden haben, sie werden hier kein Essen haben, sie werden hier keine ruhige Minute haben“, betonte er in einer Videobotschaft über die russischen Truppen. Außerdem forderte er Putin erneut zu direkten Gesprächen auf.