Ukraines Präsident Wolodomyr Selenski
APA/AFP/Ukraine Presidency
Videoschaltung

Selenski bittet US-Senat um Unterstützung

Der ukrainische Präsident Wolodomyr Selenski hat am Samstag die USA bei einer Videoschaltung mit dem US-Senat um Unterstützung bei der Einrichtung einer Flugverbotszone über der Ukraine gebeten. Zudem bat er laut Teilnehmern um weitere Sanktionen gegen Russland und Unterstützung für die ukrainischen Streitkräfte – allen voran in Form von Flugzeugen.

Selenski richtete einen eindringlichen Appell an den US-Senat, der Ukraine zu helfen, mehr Flugzeuge zu beschaffen, für die ukrainische Piloten ausgebildet sind und die sie fliegen können. Er sagte, die Ukraine würde den Kampf und das Fliegen übernehmen, aber er brauche die Flugzeuge.

Der Präsident dankte den USA für die bisher geleistete Unterstützung, betonte aber, dass sein Land mehr Hilfe braucht, um sich gegen die russische Invasion zu wehren. Er warb laut Senatoren für ein Verbot russischer Ölimporte und die Aussetzung aller kommerziellen Transaktionen mit Russland und erwähnte dabei auch die Kreditkartenunternehmen Visa und Mastercard. Diese kündigten in der Nacht an, ihre Geschäfte in Russland auszusetzen. Shell kündigte unterdessen an, Gewinne im Zusammenhang mit jüngsten Käufen von russischem Öl in einen humanitären Fonds für die Ukraine einzuzahlen.

Viele der Senatorinnen und Senatoren bedankten sich laut den Berichten am Ende des rund einstündigen Gesprächs und sprachen Selenski Mut zu. Einige hätten auch die ukrainische Parole „Slawa Ukraini“ („Ruhm der Ukraine“) verwendet, mit der Selenski selbst zumeist seine Botschaften beendet. Der ukrainische Präsident war laut Teilnehmern von der Geste sichtlich bewegt.

Botschaft an die Bevölkerung

Bereits zuvor hatte sich Selenski per Videobotschaft gemeldet und seine Landsleute zur weiteren Verteidigung der Hafenstadt Mariupol im Südosten der Ukraine aufgerufen. Die humanitären Korridore für Mariupol und Wolnowacha in der Region Donezk sollten am Samstag funktionieren, um Frauen, Kinder und ältere Menschen zu retten sowie Lebensmittel und Medikamente in die umkämpften Städte zu liefern, sagte er. „Alle, die Hilfe brauchen, sollten die Möglichkeit bekommen rauszukommen“, sagte der Präsident. „Alle, die ihre Stadt verteidigen möchten, sollten den Kampf fortsetzen.“

Nach ukrainischen Angaben wurde die Rettung von Menschen aus Mariupol jedoch zunächst aus Sicherheitsgründen verschoben, die russische Seite halte sich nicht an die Waffenruhe. Die ukrainische Seite tue alles, damit die Vereinbarungen für die humanitären Korridore hielten, sagte Selenski. Zudem dankte er Polen für die Aufnahme Zehntausender Geflüchteter.

Bei Demos im Westen zugeschaltet

Am Freitagabend hatte sich der ukrainische Präsident per Liveschaltung an Demonstrantinnen und Demonstranten in mehreren europäischen Städten gewandt. „Wenn die Ukraine fällt, werden alle fallen“, warnte er in seiner Rede vor den Auswirkungen des Krieges auf den ganzen Kontinent. Er rief die unter anderem in Frankfurt, Paris, Bratislava, Vilnius, Prag und Tiflis versammelten Menschen zu einer Schweigeminute auf.

Gedacht werden sollte der Männer, Frauen und Kinder, Soldaten, Polizisten und Zivilisten, die seit dem Angriff Russlands auf das osteuropäische Land ums Leben kamen. „Schweigt nicht, geht auf die Straße, unterstützt die Ukraine“, forderte Selensi die Menschen in Europa auf. Wenn die Ukraine in diesem Konflikt siege, dann werde das auch der Sieg der ganzen demokratischen Welt sein, „der Sieg des Lichts über die Dunkelheit“. Der Präsident verabschiedete sich mit kämpferisch gereckter Faust und den Worten „Ruhm der Ukraine“.