Österreich will grünen Wasserstoff aus den Emiraten

Grüner Wasserstoff aus den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) soll ein Teil der Loslösung aus der Abhängigkeit von russischem Gas sein – die für Rohstoffe zuständige Ministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) hat gestern eine entsprechende Absichtserklärung mit dem Industrieminister der VAE, Sultan bin Ahmad Sultan Al Dschaber, unterzeichnet.

Aber so bald werden weder Wasserstoff noch LNG (verflüssigtes Erdgas) aus den Golfemiraten nach Österreich fließen. „Man darf sich keine Wunder erwarten“, sagte Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) vor Journalisten in Abu Dhabi. 80 Prozent der heimischen Importe würden aus Russland kommen, so die Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne), die Nehammer und Köstinger in die VAE begleitete. „Das sind Mengen, die kann man nicht innerhalb von drei Wochen oder drei Monaten ersetzen.“

Pläne noch vage

Die Pläne für grünen Wasserstoff aus der Emiraten sind bisher noch recht vage – über Mengen oder Kosten, und auch über die Transportwege gibt es bisher keine klare Vorstellungen. Möglich wäre es etwa, Wasserstoff über das Erdgasnetz zu transportieren. Bei LNG könnte man für den Transport Container nutzen, erklärte Köstinger, das sei auch für Wasserstoff eine Option. Man sehe sich das in Kooperation mit der OMV genauer an, so Gewessler, denn es gebe keinen Flüssiggasterminal in Österreich.

Nehammer: „Leben in pervertierter Welt“

Das Problem, dass man sich aus politischen und ethischen Erwägungen aus der Abhängigkeit von Russland befreien will, indem man sich stärker Ländern zuwendet, die ebenfalls nicht demokratisch regiert werden, ist Nehammer bewusst. „Wenn Sie mich danach fragen, wie es mir damit geht, dass wir in einer pervertierten Welt leben, dass wir Sanktionen beschlossen haben, die hart sind und klar sind, und gleichzeitig über die Abhängigkeit von Gas an sich Millionen von Dollar-Beträgen Richtung Russische Föderation schicken – der Gedanke ist unerträglich. Aber es ist Realität.“

OMV-Chef Alfred Stern, der mitgereist ist, erklärte, Russland habe in den vergangenen Monaten und Wochen vertragsgemäß Gas geliefert. Allerdings könne man nicht automatisch aus den Erfahrungen der Vergangenheit auf die Zukunft schließen. Ihre Forderungen in Höhe von fast einer Milliarde Euro gegenüber der Pipeline-Gesellschaft Nord Stream 2 hat die OMV zwar in ihrer Buchhaltung abgeschrieben, aber die Hoffnung, zumindest einen Teil des Geldes zurückzubekommen, noch nicht ganz aufgegeben.