Moskau stellt erneut humanitäre Korridore in Aussicht

Die USA und Europa stellen sich klar hinter die Ukraine: Nach einem Telefonat der Staats- und Regierungschefs der USA, Großbritanniens, Frankreichs und Deutschlands forderten diese gestern den völligen Abzug russischer Truppen von ukrainischem Gebiet.

Kaum Ergebnisse bei Verhandlungen Kiew – Moskau

In Belarus ging die dritte Gesprächsrunde zwischen Russland und der Ukraine zu Ende – wie erwartet ohne wirkliche Ergebnisse. Moskau kündigte erneut die Einrichtung mehrerer „humanitärer Korridore“ in der Ukraine an. In den Städten Kiew, Charkiw, Mariupol, Tschernihiw und Sumy sollen heute ab 10.00 Uhr (8.00 Uhr MEZ) lokale Waffenruhen gelten. Zivilistinnen und Zivilisten soll so die Flucht aus den umkämpften Städten ermöglicht werden. Alle fünf Städte sind zuletzt unter schwerem Beschuss gestanden.

Die Ukraine wiederum wünschte sich in Person von Außenminister Dmytro Kuleba erneut direkte Gespräche zwischen Präsident Wolodymyr Selenski und dem russischen Staatschef Wladimir Putin. Alle wüssten, dass Putin am Ende die Entscheidungen treffe, sagte Kuleba im Fernsehen. „Unser Präsident hat vor nichts Angst, einschließlich eines direkten Treffens mit Putin“, erklärte er. „Wenn Putin auch keine Angst hat, soll er zu dem Treffen kommen.“ Dann könnten sie sich hinsetzen und reden. Selenski hatte Putin in den vergangenen Tagen wiederholt zu einem direkten Treffen aufgefordert, das der Kreml bisher stets zurückwies.

Energie als größtes Druckpotenzial

Der Machtkampf um die Energie verschärft sich gleichfalls weiter: Moskau drohte gestern erstmals offen mit einem Gaslieferstopp durch die Ostsee-Pipeline „Nord Stream 1“. Ein Embargo für den Gastransport durch „Nord Stream 1“ wäre angesichts der „unbegründeten Anschuldigungen gegen Russland bezüglich der Energiekrise in Europa und des Verbots von ‚Nord Stream 2‘“ gerechtfertigt, hieß es in einer Erklärung von Vizeregierungschef Alexander Nowak im staatlichen Fernsehen. „Aber bisher haben wir das nicht beschlossen.“

Die Staats- und Regierungschefs der EU wollen bei ihrem Gipfel in dieser Woche einem Erklärungsentwurf zufolge den Abbau der Abhängigkeit von russischer Energie beschließen. „Wir haben vereinbart, unsere Abhängigkeit von russischen Gas-, Öl- und Kohleimporten zu beenden“, hieß es in einem Text, der der Nachrichtenagentur Reuters vorlag.

Die Zahl der getöteten Zivilistinnen und Zivilisten und der Flüchtlinge steigt unterdessen täglich an. Die EU rechnet mittlerweile damit, dass fünf Millionen Menschen aus dem zweitgrößten Land Europas flüchten werden. 1,7 Millionen sind bereits auf der Flucht.

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