Schlagzeug auf einer ukrainischen Flagge
Getty Images/Elena Peremet
Pop, Lesungen und Klassik

Unterhaltung mit Haltung für die Ukraine

Eine Welle der Solidarität ergreift Europa angesichts des Ukraine-Krieges. Gerade Künstlerinnen und Künstler demonstrieren mit Nachdruck ihre Verbundenheit. Von London bis Berlin gab es bereits große Benefizveranstaltungen, auch hierzulande stehen Konzerte, Lesungen und Gesprächsabende bevor. ORF.at bietet einen kurzen Überblick.

„Es ist ein Krieg gegen die Wahrheit, den Wladimir Putin hier in der Ukraine führt“, sagt der Schriftsteller Martin Pollack gegenüber ORF.at. Es gehe dem russischen Präsidenten darum, sein auf „Fake News basierendes Weltbild“ durchzusetzen, seine Aggression richte sich gegen die europäischen demokratischen Werte.

Für Freitagabend organisiert Pollack zusammen mit dem Institut für die Wissenschaften vom Menschen (IWM) und dem Wiener Volkstheater die Solidaritätslesung „Der Krieg ist wie Giftmüll im Fluss“, bei der zahlreiche österreichische Autorinnen und Autoren Texte von ukrainischen Schriftstellerinnen und Schriftstellern lesen, aber selbstverständlich auch von putinkritischen Wortkünstlern aus Belarus und Russland, wie Pollack betont.

Einen undifferenzierten Boykott russischer Kultur hält er für „eine Dummheit“. Das verdecke die Arbeit widerständiger Künstler wie Maxim Ossipow, der sich im Moment in Russland Verfolgung ausgesetzt sieht und laut Pollack mit seinem Sohn nach Armenien geflüchtet ist. Für Sabine Gruber, die Gedichte von Jelena Fanailowa lesen wird, lässt die Sprache der Kriegspropaganda „differenzierte Erzählungen nicht zu, sie bündelt zum Zwecke einer Ideologie“. Dagegen könne die Literatur „Widersprüchliches, komplexe Zusammenhänge über multiperspektivische Sichtweisen (durch Einführung verschiedener Figuren und Sprachebenen) erfahrbar machen“, wie sie auf Anfrage gegenüber ORF.at schreibt.

„Dieser Mensch könnte ich sein“

Doron Rabinovici liest einen Text von Viktor Martinowitsch. Er sieht seine Teilnahme an der Veranstaltung als „ein Zeichen meiner Solidarität gegen die verbrecherische Aggression von Putins Regime“. Barbi Markovic spricht die geteilte Erfahrung mit ukrainischen Autoren an: „Beim Vorlesen der Gedichte von Andrij Liubka habe ich stellenweise das Gefühl, dieser Satz passt auch zu mir, dieser Mensch könnte ich sein.“

Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek steuert einen Text zum Abend bei, den die Schauspielerin Anna Rieser vorlesen wird. Am frühen Sonntagnachmittag veranstaltet das Wiener Burgtheater ein Benefizkonzert, bei dem auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen anwesend sein wird. Das musikalische Programm bestreiten etwa Anja Plaschg alias Soap&Skin, Zoryana Kushpler begleitet von Irina Nikolajewa am Klavier und Willi Resetarits.

Screenshot der Burgtheater-Website
Screenshot Burgtheater
Im Wiener Burgtheater finden laufend Benefizveranstaltungen für die Ukraine statt

Den Angriffskrieg in der Ukraine bezeichnet das Burgtheater auf seiner Homepage als „Angriff auf Grundwerte wie Freiheit und Demokratie, eine Gefährdung der freien Entfaltung von Kunst und Kultur über Staatsgrenzen hinweg und eine Vereitelung des Wunsches nach Frieden und Stabilität“.

„We stand with Ukraine“ mit den „Speerspitzen“ des Pop

Das Wiener Konzerthaus hat gleich das Programm der gesamten Woche unter das Motto „Woche der Solidarität mit den Menschen in der Ukraine“ gestellt. Der Erlös der Konzerte geht an „Nachbar in Not“. Veranstalter und Nova-Rock-Intendant Ewald Tatar kündigte für 19. März ein ganztägiges Benefizkonzert unter dem Motto „We stand with Ukraine“ im Ernst-Happel-Stadion an. Mit dabei sind „die Speerspitzen der österreichischen Musik“, ein buntes, vielseitiges Programm soll möglichst viele Leute ansprechen.

„Es ist kein Konzert gegen etwas, sondern für den Frieden und die Freiheit und für die Menschen, die unter dem Krieg in der Ukraine leiden“, betonte Marco Wanda, Frontmann der Band Wanda, die ebenso auftreten wird wie Bilderbuch und Seiler & Speer. Mit dabei sind außerdem Pizzera & Jaus, Mathea, Yung Hurn, Turbobier, Josh, Mavi Phoenix, Lisa Pac, Bibiza & Eli Preiss sowie Eazy.

Die Idee zum Open Air hatte Tatar, als die Nova-Rock-Halle wieder für Flüchtlinge vorbereitet wurde. „Ich habe gedacht, eigentlich sollten wir ein größeres Signal setzen, nicht nur die Halle zur Verfügung stellen.“ Tatar hofft auf ein ausverkauftes Stadion mit 40.000 bis 45.000 Besuchern.

„Stimmen für den Frieden“ in der Stadthalle

Tags drauf sorgen in der Wiener Stadthalle unter dem Motto „Stimmen für den Frieden“ zahlreiche Künstlerinnen und Künstler aus Klassik, Musical und Popmusik für ein besonderes Konzerterlebnis, dessen Erlös ebenfalls der „Nachbar in Not“-Aktion zugutekommt. Stars der Opernwelt und Klassikszene wie Rolando Villazon, die jungen Sängerinnen Regula Mühlemann und Patricia Nolz sowie die Wiener Sängerknaben setzen ihre Stimmen für den Frieden ein.

Außerdem dabei sind Stargeiger Julian Rachlin, der Arnold Schoenberg Chor und das Musicians for Peace Orchestra unter der Leitung von Erwin Ortner sowie das Janoska Ensemble. Das Konzert, das um 19.00 Uhr startet, wird live-zeitversetzt um 20.15 Uhr in ORF III zu sehen sein.

Hochkarätiges Ensemble im Musikverein

„Ein gemeinsames Zeichen der Solidarität für die Menschen in der Ukraine“ wollen auch Klangkörper am 22. März im Wiener Musikverein setzen. An dem speziellen Abend werden Musiker von Concentus Musicus Wien, der Orchester Wiener Akademie, des ORF-Radio-Symphonieorchesters Wien, des Tonkünstler-Orchesters Niederösterreich sowie der Wiener Symphoniker und des Wiener Singvereins mit internationalen Solisten ein gemeinsames Ensemble bilden. Der Erlös geht an „Nachbar in Not“.

Geleitet wird der Abend vom Dirigenten Ivor Bolton. Als Solisten sind Gidon Kremer (Violine) und Jewgenij Kissin (Klavier) an Bord. Das Sängerensemble besteht aus Christiane Karg (Sopran), Lena Belkina (Alt), Michael Schade (Tenor) und Florian Boesch (Bass). Der Abend wird aufgezeichnet und am 27. März in ORF III ausgestrahlt.

Das Programm wird Werke von Felix Mendelssohn-Bartholdy, Mieczyslaw Weinberg, Ludwig van Beethoven, Igor Lobodan, Georg Friedrich Händel und Frederic Chopin umfassen und „ist vom Gedanken getragen, Mitgefühl und Solidarität mit den Menschen in der Ukraine musikalisch zum Ausdruck zu bringen“.