Es liegen „harte Stunden“ vor den Menschen im Osten Australiens, warnte Dean Narramore vom Bureau of Meteorology. In Sydney regnet es nun schon seit rund zwei Wochen fast ununterbrochen. Zunächst war die Metropole von schweren Folgen noch verschont geblieben, nun aber trafen die Überschwemmungen auch Sydney hart. Durch die Unwetter wurden in der mit fünf Millionen Einwohnern größten Stadt Australiens Brücken weggerissen, unzählige Häuser beschädigt, Autos weggespült und auch das Dach eines Supermarktes weggerissen.
Ein Mann und eine Frau seien in ihrem Auto von Wassermassen weggespült worden, teilte die Polizei von Sydney am Dienstag mit. Sie konnten nur noch tot geborgen werden. Damit stieg die Zahl der Toten in den seit einer Woche herrschenden Stürmen und Regenfällen an der Ostküste des Landes auf 20.
Alarm durch Stromausfall verpasst
Manche Bewohner der Vororte Sydneys mussten ihre Häuser verbarrikadieren und darin ausharren. Sie haben wegen Stromausfällen den Evakuierungsalarm verpasst, wie der „Sydney Morning Herald“ berichtete. „Wir bunkern uns ein“, wurde ein Bewohner zitiert.
Seit Beginn des Jahres fielen im Osten Australiens bereits 822 Millimeter Regen. Zum Vergleich: Der durchschnittliche Niederschlag in Österreich erreichte im gesamten vergangenen Jahr keine 1.000 Millimeter.
Die australische Regierung rief am Mittwoch den nationalen Notstand aus. Dadurch kann Betroffenen in den Hochwassergebieten schneller und unbürokratischer geholfen werden. Premierminister Scott Morrison kündigte die Maßnahme bei einem Besuch in der Stadt Lismore im Norden von New South Wales an. Er versprach zudem zusätzliche finanzielle Hilfen für die überschwemmten Regionen und besonders betroffene Familien.
Regen hält noch an
Und das nasse Wetter wird wohl noch weiter anhalten, so der Meteorologe Narramore zu australischen Medien. „Und selbst wenn der Regen am Mittwoch und Donnerstag aufhört, führen die Flüsse noch immer Hochwasser.“ Der Boden ist gesättigt und die Flüsse angeschwollen, anhaltende Regenfälle können so auch zu Erdrutschen führen. Hinzu kommt, dass es in den vergangenen Jahren Dürre und klimabedingte Buschbrände gab. Nun erlebt der Osten Australiens wegen des Wetterphänomens „La Nina“ einen außergewöhnlich nassen Sommer. Der Klimawandel erhöht Fachleuten zufolge das Überschwemmungsrisiko auch deshalb, weil eine wärmere Atmosphäre mehr Wasser aufnimmt und so die Intensität von Regenfällen zunimmt.
Die kommenden 48 Stunden könnten „schwierig“ werden, warnte der Wetterdienst am Dienstag weiter. Wegen der intensiven Niederschläge und Gewitter werden speziell in Sydney, Hawkesbury und den Blue Mountains Sturzfluten erwartet. Die Behörden riefen Zehntausende Menschen auf, ihre Wohnviertel zu verlassen. Für einen rund 2.000 Kilometer langen Küstenstreifen im Bundesstaat New South Wales wurde Flutwellenalarm ausgegeben. Das Ostküstentief bewegt sich nur langsam von der Küste weg.