Ärzte ohne Grenzen: „Vorbereitung auf das Schlimmste“ in Odessa

In mehreren ukrainischen Städten, die bereits von Kämpfen betroffen sind oder in Kürze zum Ziel des russischen Angriffskrieges werden könnten, ist die Versorgungslage mittlerweile katastrophal. Infrastruktur für die Wasser- und Energieversorgung wurde zerstört, Lebensmittel sind knapp. Die Bevölkerung muss in ständiger Angst leben.

Täglich heulen die Sirenen

Täglich gebe es mehrfach Luftalarm, berichtete für die internationale Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) Krisenkoordinatorin Carla Melki etwa aus der Hafenstadt Odessa am Schwarzen Meer. Es seien dort in den letzten Tagen Explosionen in der Ferne zu hören gewesen, von denen niemand gewusst habe, wodurch sie verursacht wurden. Die meisten Geschäfte seien geschlossen, Treibstoff sei rationiert.

„Keine Illusionen“

Man spüre deutlich, dass sich die drittgrößte ukrainisch Stadt auf eine russische Offensive vorbereite. Niemand mache sich Illusionen darüber, was als Nächstes passieren werde, berichtete Melki. „Jeder bereitet sich auf das Schlimmste vor.“ Die Stadt hat fast eine Million Einwohnerinnen und Einwohner und ist durch ihre Lage strategisch von großer Bedeutung.

Hilfe für Krankenhäuser

Die medizinische Versorgung in der Stadt mit großen und modernen Krankenhäusern sei an sich gut. Allerdings seien diese nicht auf die Aufnahme unzähliger Verletzter durch Gefechte bzw. die Behandlung kriegstypischer Verletzungen vorbereitet.

Einige Medikamente würden in der Stadt bereits knapp, die zentrale Versorgung des Landes sei durch den Krieg nicht mehr gewährleistet. MSF lieferte medizinische Bedarfsgüter via Rumänien und hilft den Krankenhäusern, sich vorzubereiten. Wie viel Zeit dafür – und bis zu einem möglichen Angriff – bleibt, wisse aktuell niemand.