Van der Bellen in Berlin: Muss „Gesprächsbasis“ mit Putin geben

Bundespräsident Alexander Van der Bellen begrüßt es, dass der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz immer noch versucht, den Kontakt zum russischen Präsidenten Wladimir Putin zu halten.

Unmittelbar vor seinem Termin hatte Scholz ein längeres Telefonat mit Putin geführt. „Scholz ist offenbar willens, den Kontakt aufrechtzuerhalten. Das finde ich richtig“, sagte Van der Bellen bei seinem Besuch gestern in Berlin. Er sei nicht der Einzige, der Putin „nicht wiedererkennt“.

Bundespräsident Alexander Van der Bellen  mit Deutschlands Kanzler Olaf Scholz
APA/Bundesheer/Peter Lechner

„Olaf Scholz sagt mit Recht: Was immer auch passiert, wir müssen irgendwie versuchen, mit den Nachbarn in Kontakt zu bleiben“, betonte der Präsident. Auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron mache das, US-Präsident Joe Biden jedoch schon länger nicht mehr.

„Wie immer dieser Krieg ausgeht: Wenn Putin noch da ist, muss es irgendeine Gesprächsbasis geben. Das ist schwer genug. Ob es was nützt, wissen wir nicht. Aber den Versuch ist es wert“, sagte Van der Bellen.

Van der Bellen kritisiert „Kollektivhaftung“

„Im Wesentlichen rätseln wir alle“, stellte er fest. „Man hat Putin doch für einen kühl kalkulierenden Machtpolitiker gehalten. Aber worauf soll das jetzt hinauslaufen? Diese Art von Kriegsführung gegen einen Nachbarn, der sich noch dazu bitter wehrt, würde ja eine Niederlage nicht akzeptieren. Das kann Jahre dauern, schlimmstenfalls Jahrzehnte.“

Der Bundespräsident kritisierte aktuelle Tendenzen im Westen: „Ich finde es falsch, was jetzt passiert, nämlich die Nichteinladung von Leuten aus der Kultur, der Musik, der Literatur, von der Wissenschaft ganz zu schweigen.“ Ausnehmen wolle er nur Personen, die sich ausdrücklich für Putin und für den Krieg aussprechen. „Das ist eine Kollektivhaftung für jemanden, den wir nicht verstehen.“