Beat-Generation-Ikone Jack Kerouac wäre 100

„Nichts hinter mir, alles vor mir, wie das unterwegs immer so ist“ – so lautet ein viel zitierter Satz aus Jack Kerouacs berühmtesten Roman „Unterwegs“ („On The Road“). Kerouacs Stil war geprägt vom Jazz, besonders vom Bepop, hektisch bis fiebrig, scheinbar spontan und scheinbar ohne nachträgliche Bearbeitung. Damit wurde der Autor, dessen Geburtstag sich heute zum 100. Mal jährt, zum Mitbegründer und zur Ikone der Beat-Generation.

Kerouac wurde in Lowell (US-Bundesstaat Massachusetts) geboren. Seinen ersten Roman verfasste er nach eigenen Angaben als Kind. „Habe das Schreiben immer für meine Pflicht auf Erden gehalten“, hielt Kerouac einmal fest.

Jack Kerouac
AP/Stanley Twardowicz

Debütroman erst 2011 erschienen

An der Columbia Universität in New York lernte Kerouac Allen Ginsberg und William S. Burroughs kennen, beide ebenfalls wichtige Vertreter der Beat-Generation, ein Begriff der Anfang der 1950er Jahre auftauchte. Kerouac blieb nur ein Jahr an der Uni, trat in die Handelsmarine ein (währenddessen er sein erst 2011 publiziertes Buch „The Sea Is My Brother“ schrieb) und zog dann nach New York.

1950 erschien der Roman „The Town And The City“, der durchaus Kritikerlob, aber kaum Absatz fand. Mit dem rastlosen Neil Cassady, dessen Art zu sprechen Kerouacs Schreibstil mitbeeinflusste, unternahm Kerouac lange Trips durch die USA und nach Mexiko.

Jazz, Alkohol, Drogen und sexuelle Abenteuer, aber auch Schlägereien waren Wegbegleiter. Innerhalb von nur drei Wochen soll der Autor, befeuert von den Erlebnissen dieser Reisen, die Erstfassung von „Unterwegs“ zu Papier gebracht haben. Das Buch, zuerst von vielen Verlagen abgelehnt und in der Endfassung stark gekürzt, wurde zu einer Bibel der Gegenbewegung der 1960er Jahre.

„Denn die einzig wirklichen Menschen sind für mich die Verrückten, die verrückt danach sind zu leben, verrückt danach zu sprechen, verrückt danach, erlöst zu werden, und nach allem gleichzeitig gieren“, bringt Kerouac in „Unterwegs“ die Lebenseinstellung der Beats auf den Punkt. Es galt mit den Konventionen im Amerika der Fünfziger zu brechen und auszubrechen, obwohl Kerouac zugleich das Loblied auf Amerika singt.

Neuübersetzungen zum Jubiläum

Der 1958 erstveröffentlichte Roman „The Dharma Bums“ bekam einst den deutschen Titel „Gammler, Zen und hohe Berge“ verpasst. Die Neuübersetzung von Thomas Überhoff heißt nun „Die Dharma-Jäger“. „Desolation Angels“ von 1965 gibt es in Neuübersetzung von Jan Schönherr als „Engel der Trübsal“.

„On The Road“ brachte Kerouac Ruhm, aber auch Unverständnis, mit beiden kam er nicht klar. Präsentierte er sich beim Erscheinen von „Unterwegs“ in der Steve Allen Show noch als gut aussehendes, liebenswert schüchternes „Sprachrohr einer Generation“, zeigen 1968 entstandene Aufnahmen einer Gesprächsrunde „einen betrunkenen, zerknautschten Jack Kerouac“, wie der amerikanisch-österreichische Schriftsteller John Wray im Nachwort zu „Engel der Trübsal“ anmerkt.

Der „Homer der Hipster“ („Der Spiegel“), der „Erfinder“ der spontanen Prosa, der in den Fünfzigern wie im Rausch Bücher verfasste, war zunehmend verbittert, äußerte sich antisemitisch und schwulenfeindlich, zog sich zurück und trank sich in den Tod. Er starb am 21. Oktober 1969 mit 47 Jahren.