Nach Absage der Buchmesse: „#leipzigliesttrotzdem“

Nachdem die Leipziger Buchmesse heuer zum dritten Mal abgesagt worden ist, haben Verlage und Kulturschaffende ein alternatives Programm aus dem Boden gestampft. Mit den Festivals „Buchmesse Pop Up“ und „weiter:lesen22“ sollen Autoren und Publikum nun von 18. bis 20. März – an den Tagen der abgesagten Messe – zusammengebracht werden.

Dazu kommen Lesungen an weiteren Orten. Unter den Schlagworten „#leipzigliesttrotzdem“ und „#leipzigliestweiter“ wird im Internet für die Lesungen und Diskussionsrunden geworben. „Für uns war nach der Absage der Buchmesse irgendwie klar, dass Leipzig und Literatur zusammengehören“, sagt Susanne Tenzler-Heusler, Sprecherin des „weiter:lesen“-Festivals gegenüber der dpa. „Es gibt einfach einen großen Bedarf. Die Frühjahrsbücher sind fertig und suchen ihr Publikum.“

Veranstaltungen „wichtiges Signal“

Rund 60 Autorinnen und Autoren aus sieben Ländern partizipieren an dem zweitägigen Lesefest, das über Eintrittsgelder, Sponsoren und Spenden finanziert wird. Bei „Buchmesse Pop Up“ machen mehr als 60 Verlage mit. Im Literaturhaus Leipzig werden rund 50 Autorinnen und Autoren zu Gast sein. Dort präsentiert sich auch Portugal, das Gastland, das am Ende ohne Buchmesse bleiben wird.

Für den Direktor der abgesagten Leipziger Buchmesse, Oliver Zille, sind die zahlreichen Veranstaltungen ein wichtiges Signal, dass die Buch- und Medienbranche ein Literaturtreffen in Leipzig braucht und will. „All die Initiativen hätte man ja auch an anderen Orten stattfinden lassen können“, sagte Zille. Er sei dankbar, dass die verschiedenen Netzwerke die Literatur dieses Jahr dezentral unterstützen.

Heftige Debatte nach Absage der Buchmesse

Nach der Absage der Buchmesse waren heftige Debatten ausgebrochen, Vorwürfe wurden erhoben: Große westdeutsche Verlagsgruppen hätten die Messe zur Absage gezwungen, hieß es in einer Petition, die Autorinnen und Autoren wie Simone Buchholz, Anke Stelling und Bov Bjerg unterzeichnet hatten.

Die Verlage beeilten sich zu versichern, dass allein der Gesundheitsschutz bei der Entscheidung im Vordergrund gestanden habe und man auch in Zukunft auf die Leipziger Buchmesse setze. Mit drei Absagen in Folge stellt sich dennoch die Frage nach der Zukunft großer Präsenzmessen.

Optimismus für 2023

„Ich denke, das Konzept Messe steht letztlich in allen Branchen etwas infrage“, sagte Thorsten Ahrend, Chef des Literaturhauses Leipzig. „Aber jeder, der mal bei einer Konferenz oder einer Messe war, weiß: Das Entscheidende passiert in den Pausen.“ Das könne, so Ahrend, das Internet nicht ersetzen. Buchmesse-Chef Zille sieht in dem ganzen Engagement „ganz klar eine Bestärkung“ und gibt sich für 2023 optimistisch, dass es das große Branchentreffen wieder geben wird.

Einen kleinen Messebaustein wird es aber auch in diesem Jahr geben. Am Donnerstag wird der renommierte Preis der Leipziger Buchmesse vergeben. Nach zwei improvisierten Distanzlösungen in den Vorjahren werden die Auszeichnungen diesmal wieder live an die Autorinnen und Autoren verliehen. Auch wenn die Glashalle der Leipziger Messe sonst leer sein wird.