Strabag-Zentrale in der Wiener Donaucity
ORF.at/Zita Klimek
Syndikatsvertrag aufgelöst

STRABAG stellt Deripaska ins Abseits

Der Ukraine-Krieg und die Sanktionen gegen Russland wirken sich auf das Handeln des Baukonzerns STRABAG aus: So steigt die Familienprivatstiftung um Ex-Chef Hans Peter Haselsteiner aus dem Syndikatsvertrag des Bauriesen aus. Haselsteiner habe seinen Vertrag mit der russischen Rasperia Trading, die dem Oligarchen Oleg Deripaska zuzuordnen ist, gekündigt. Deripaska ist freilich vorerst weiter Kernaktionär.

In das nun gekündigte Vertragswerk eingeschlossen sind auch Uniqa- und Raiffeisen-Gruppe, nachdem alle Bemühungen, den russischen Anteil an sich zu ziehen, gescheitert seien, wie es vonseiten der STRABAG hieß. Zwar gibt es gegen Deripaska keine EU-Sanktionen, dennoch stellt ihn der Baukonzern vor dem Hintergrund des Krieges und der Sanktionen gegen Russland ins Abseits.

Die STRABAG, die in Russland kaum noch Aktivitäten betreibt, zieht sich aus dem Land zurück und will keine Dividende an den russischen Kernaktionär Deripaska auszahlen. Der nunmehr gekündigte Syndikatsvertrag war seit 2007 in Kraft und sah den Angaben zufolge neben der abgestimmten Nominierung von Aufsichtsratsmitgliedern auch die Koordination von Abstimmungsergebnissen auf der Hauptversammlung vor.

Russischer Oligarch Oleg Deripaska
Reuters/Evgenia Novozhenina
Deripaska gilt als Vertrauter des russischen Präsidenten Wladimir Putin

Deripaska weiter Kernaktionär

„An der Eigentümerstruktur hat sich nichts geändert“, betonte Konzernsprecherin Marianne Jakl am Dienstag im Gespräch mit der APA. „Als Unternehmen haben wir keine Eingriffsmöglichkeiten in die Aktionärsstruktur“, stellte sie klar. Deripaska ist über die MKAO Rasperia Trading Limited nach wie vor Kernaktionär und hält einen Anteil von 27,8 Prozent an der STRABAG.

Der Privatstiftung der Familien Haselsteiner gehören 28,3 Prozent, die Versicherung Uniqa hält gemeinsam mit dem Finanzkonzern Raiffeisen 29,5 Prozent. Lediglich 14,4 Prozent befinden sich im Streubesitz. Das könnte sich künftig ändern.

Haselsteiner selbst wollte sich nicht weiter persönlich zu seinem nun bekanntgegebenen Schritt hinaus aus dem Syndikat äußern. „Kein weiterer Kommentar von meiner Seite – I am sorry“, teilte er auf APA-Anfrage mit.

„Schaden vom Unternehmen abwenden“

„Der Vorstand begrüßt den Schritt unserer Kernaktionärin, der Haselsteiner Familien-Privatstiftung, durch die Kündigung des Syndikatsvertrags klare Verhältnisse zu schaffen. Vonseiten des Managements sind wir bereit, alle rechtlich möglichen Maßnahmen zu ergreifen, um Schaden vom Unternehmen abzuwenden“, so STRABAG-Vorstandschef Thomas Birtel in einer Aussendung.

Das beziehe sich im Blick auf die aktuell von Großbritannien und Kanada erlassenen Sanktionen insbesondere auf die Auszahlung von Dividenden. Was das Russland-Geschäft von STRABAG betreffe – das inzwischen mit 0,3 Prozent der Konzernleistung eine untergeordnete Bedeutung habe –, habe der Vorstand den Entschluss gefasst, die Aktivitäten abzuwickeln.

„Umfangreiche Hilfsmaßnahmen“

Die STRABAG habe „in Anbetracht der unendlichen Not der vom Krieg betroffenen ukrainischen Bevölkerung umfangreiche Hilfsmaßnahmen, insbesondere in den hauptbetroffenen Konzernländern Polen, Tschechien, Slowakei und der Republik Moldau, initiiert bzw. finanziert“. Diese Initiativen würden von Aktionariat, Vorstand und Mitarbeitenden „gemäß dem Wertekodex des Konzerns auch künftig mit Stolz fortgeführt“.

Zu dem Gerücht, dass das Syndikat der Kernaktionäre vor dem Ende stehe und spätestens im Sommer aufgelöst werden dürfte, wie etwa der „Börsianer“ unter Berufung auf einen Fondsmanager vor Kurzem berichtet hatte, wollte die STRABAG zuletzt Anfang März keine Stellung beziehen. „Bezüglich unserer Aktionärsstruktur bitten wir um Verständnis, dass der Vorstand zur Sphäre der Eigentümer und des damit zusammenhängenden Syndikatsvertrags keine Aussagen machen kann“, hieß es vor knapp zwei Wochen noch.