Flüchtende Frau mit Kindern
APA/AFP/Peter Lazar
Ukraine-Krieg

UNO warnt vor Menschenhandel

UNO-Fachleute warnen davor, dass Ukraine-Flüchtlinge – neun von zehn sind Frauen oder Kinder – Opfer sexueller Ausbeutung und von Menschenhandel werden könnten. Die UNO setzt vor allem auf Prävention.

Die Gefahren für diese Gruppen sind vielfältig: Eltern und ihre Kinder können im Krieg nicht nur verletzt oder getötet werden, Kinder können auch ihren Zugang zu Bildung und ihre Heimat verlieren, so Manuel Fontaine, UNICEF-Direktor für Katastropheneinsätze, gegenüber der APA. Und UNO-Generalsekretär Antonio Guterres warnte im Rahmen der 66. Jahrestagung der Frauenstatuskommission der Vereinten Nationen vor Menschenhändlern, die den Krieg ausnutzen.

In vielen Konflikten werde sexuelle Gewalt als Taktik genutzt, bestätigte die UNO-Sonderbeauftragte für sexuelle Gewalt in Konflikten, Pramila Patten. Von der UNO bestätigte Fälle in Bezug auf aus der Ukraine Geflüchtete gebe es bisher nicht, sagte Patten, das heiße aber nicht, dass diese nicht vorkommen. Sie zeigte sich allerdings davon überzeugt, dass diese Vorfälle vermeidbar sind.

UNICEF: „Erhebliches Risiko“ für Kinder

„Wie alle Kinder, die durch Krieg oder Konflikt aus ihrer Heimat vertrieben werden, besteht für ukrainische Kinder, die in den Nachbarländern ankommen, ein erhebliches Risiko, von ihren Eltern getrennt zu werden, sowie Opfer von Gewalt, sexueller Ausbeutung oder Menschenhandel zu werden“, warnte der Sprecher des UNO-Kinderhilfswerks UNICEF, James Elder. Für die Kinder müssten dringend Schutzmaßnahmen geschaffen werden.

Dazu kommt, dass in der Ukraine Zehntausende Kinder in Heimen leben – viele von ihnen mit Behinderungen. Gewarnt wurde von internationalen Hilfsorganisationen in diesem Zusammenhang vor wilden Adoptionen, wenn die Kinder im Chaos des Kriegs den Kontakt zu Familienangehörigen verlieren.

Kampagne für Frauen und Hilfe für Regierungen

Das UNO-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) sei nun damit beschäftigt, an den Grenzen der Ukraine Systeme zu schaffen bzw. den Regierungen der Nachbarstaaten dabei zu helfen, damit diese auf die Bedürfnisse der Flüchtlinge eingehen und vulnerable Frauen und Kinder identifizieren können, sagte Ruvendrini Menikdiwela vom UNHCR. Experten, die sich mit geschlechtsspezifischer Gewalt und dem Schutz vor sexueller Ausbeutung beschäftigen, würden Regierungen der Nachbarstaaten ebenfalls unterstützen. Auch habe man eine Kampagne initiiert, um Frauen über die Risiken auf der Flucht und ihre Handlungsmöglichkeiten zu informieren.

UNICEF liefere unter anderem Gesundheitsgüter und lasse Menschen Bargeld zukommen, berichtete Fontaine. Das sei allerdings nicht immer einfach; der Krieg mache es „sehr kompliziert, unsere Arbeit zu tun“, meinte er. Für Personen im Land sei es schwierig, Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen – etwa wenn Frauen ein Kind zur Welt bringen. Für Hilfsleistungen will die UNO indes weitere 40 Millionen Dollar ausgeben.

Raab kündigt „Service-Points“ an

Vor der Gefahr von Menschenhandel, Schlepperei, sexueller Ausbeutung und Zwang zur Prostitution warnte auch Frauen- und Integrationsministerin Susanne Raab (ÖVP) während ihrer Reise zur Frauenstatuskommission. Für betroffene Frauen gebe es in Österreich bereits auf Ukrainisch übersetzte Informationsmaterialien. Auch wies die Ministerin im Gespräch mit der APA auf Beratungsstellen für sexuelle Gewalt hin.

Einschätzen, wie viele Flüchtlinge noch nach Österreich kommen werden, könne sie nicht, sagte Raab. Sie erwarte jedoch, dass sich nun auch Menschen, die keine Kontakte oder Verwandte in anderen Staaten haben, auf die Flucht begeben. Man bereite sich derzeit darauf vor, der Innenminister und die Bundesländer würden Quartiere aufstellen.

Die Ministerin kündigte außerdem Service-Points an, in denen „alles aus einer Hand“ erledigt werde: etwa Gespräche über Arbeitsmarktintegration mit dem AMS, Gespräche über den Aufenthalt und die Registrierung von Kindern im Schulsystem. Auch eine Anmeldung bei Deutschkursen soll möglich sein. Diese Stellen soll es in Regionen geben, in denen viele Flüchtlinge untergebracht sind, man werde sie „in den nächsten Tagen in Umsetzung bringen“.