Menschen auf einer Straße in Tokio auf der die Lichter ausgefallen sind
AP/Kyodo News
Millionen ohne Strom

Tsunami-Warnung nach Beben in Japan

Ein starkes Erdbeben hat Fukushima erschüttert: Mindestens eine Person kam ums Leben, 69 Menschen wurden verletzt. Japans meteorologische Behörde gab eine Warnung vor einem Tsunami für die Präfekturen Fukushima und Miyagi aus. Die japanische Atombehörde erklärte am frühen Donnerstagmorgen (Ortszeit) zudem, am AKW Fukushima 1 gebe es einen Feueralarm an einem Turbinengebäude. Das starke und lang anhaltende Beben war auch in Tokio zu spüren.

Ein Reporter berichtete nach den heftigen Erdstößen am späten Mittwochabend (Ortszeit), dass es in der japanischen Hauptstadt zu Stromausfällen kam. Der Sender NHK gab die Stärke des Erdstoßes zunächst mit 7,3 an. Die Behörden hätten für Teile der Küstenregion in der Präfektur Miyagi eine Evakuierung angeordnet, berichtete, in der Hafenstadt Ishinomaki im Nordosten des Landes sei ein 20 Zentimeter hoher Tsunami angekommen.

Die Wetterbehörde warnte vor einer bis zu einem Meter hohen Flutwelle. Auch in Fukushima kam es zu Stromausfällen, berichteten örtliche Medien. Der Zugsverkehr wurde in vielen Teilen des Landes unterbrochen, berichtete der Nachrichtensender NHK. In der Region der Präfektur Miyagi sei ein Hochgeschwindigkeitszug entgleist, so NHK.Die Regierung in Tokio richtete einen Notfallstab ein. Laut Energieversorger Tepco waren landesweit rund zwei Millionen Haushalte ohne Strom.

Tepco: Keine Unregelmäßigkeit in AKW

Die Lage im AKW werde derzeit geprüft. Abgesehen vom Feueralarm am AKW Fukushima 1 seien die Pumpen an mehreren Kühlbecken am AKW Fukushima 2 gestoppt worden, teilte die Behörde mit. Es gebe aber Notstrom. Tepco, der Betreiber des AKW Fukushima Daiichi, beruhigte zunächst noch: Personal auf dem beim Tsunami 2011 zerstörten AKW hätte keine Unregelmäßigkeiten entdeckt. Das AKW ist noch immer in der – mehrjährigen – Stilllegungsphase. Auch ein Regierungsvertreter betonte, es gebe dort keine Unregelmäßigkeiten.

Japans Luftstreitkräfte ließen mehrere Jets aufsteigen, um Informationen zu sammeln und eine erste Schadensbilanz aus der Luft zu machen. Laut dem TV-Sender NHK gab es Berichte über Brände, Gebäudeschäden und herunterfallende Felsen in der Stadt Iitate in der Präfektur Fukushima.

Viele wurden im Schlaf überrascht

Viele Japaner waren bereits schlafen gegangen, als kurz vor Mitternacht plötzlich die Wände schwankten. Kurz darauf erfolgte die Tsunami-Warnung. Die Regierung in Tokio richtete sofort einen Notfallstab ein. Nach ersten Informationen des Deutschen Geoforschungszentrums GFZ lag das Erdbeben in einer Tiefe von 50 Kilometern im Meer.

Das Beben zeigte den Inselbewohnern erneut, welche Gefahren auf sie lauern. Starke Erdbeben können jederzeit kommen. Irgendwann, das fürchten viele, wird ein schweres Erdbeben auch Tokio treffen. Japan ist eines der am stärksten von Erdbeben bedrohten Länder der Welt.

Erinnerungen an Super-GAU 2011

Das schwere Beben im Nordosten weckte schlagartig Erinnerungen an die verheerende Katastrophe vor elf Jahren. Eine gigantische Flutwelle hatte sich an jenem 11. März 2011 an der Pazifikküste aufgebäumt und alles niedergewalzt: Städte, Dörfer und riesige Anbauflächen versanken in den Wasser- und Schlammmassen. Rund 20.000 Menschen riss die Flut damals in den Tod.

In Fukushima kam es in der Folge im Atomkraftwerk Fukushima Daiichi zu einem Super-GAU. Er wurde in aller Welt zum Sinnbild der „3/11“ genannten Dreifachkatastrophe – auch wenn keiner der Todesfälle auf die Strahlung zurückgeführt wird.

Fast genau bei AKW-Standort

Das Zentrum des Erdbebens lag nach Angaben des Potsdamer Geoforschungszentrums (GfZ) fast genau unterhalb von Fukushima, wo sich vor elf Jahren die schwere Atomkatastrophe ereignete. „Für japanische Verhältnisse ist es mittelgroß“, sagte der Seismologe Marco Bohnhoff.

Zwar sei das Beben in mehr als 50 Kilometern Tiefe wesentlich schwächer gewesen als das von 2011 mit einer Magnitude von über 9. Es werde aber erhebliche Erschütterungen verursacht haben: Er erwarte Erschütterungen von 8 bis 9 auf einer Skala von 1 bis 12, erklärte der Wissenschaftler.

Experte: Größeres Beben unwahrscheinlich

Es sei kein unerwartetes Ereignis, betonte Bohnhoff. Die pazifische-ozeanische Erdplatte schiebe sich unter Japan, dieser Prozess werde aufgehalten, wenn sich die Platten verhakten. Dann sammle sich im Laufe von Jahren bis zu Jahrhunderten Energie, die sich schlagartig entlade. Es sei nicht ausgeschlossen, aber eher unwahrscheinlich, dass jetzt unmittelbar noch ein größeres Beben folge.

Das Land wird regelmäßig von Beben heimgesucht. Strenge Bauvorschriften sollen sicherstellen, dass die Gebäude auch starken Erschütterungen standhalten. Doch die Erinnerung an die Dreifachkatastrophe von 2011 ist immer noch präsent.