Hongkong überlegt Lockerungen strikter Maßnahmen

Hongkongs Regierungschefin Carrie Lam erwägt nach eigenen Angaben eine Lockerung der strikten Coronavirus-Restriktionen in der chinesischen Sonderverwaltungszone. Es sei „an der Zeit“, die Maßnahmen zu überdenken, sagte Lam heute.

Der Grund dafür sei aber nicht ein Rückgang der Infektionszahlen, sondern ihr „sehr starkes Gefühl, dass die Toleranz der Menschen (für die Maßnahmen, Anm.) schwindet“.

„Einige unserer Finanzinstitutionen verlieren die Geduld hinsichtlich dieser Art der Isolation Hongkongs“, sagte Lam. Einen möglichen Fahrplan zur Lockerung der Maßnahmen wollte sie indes nicht vorlegen. „Der schwierigste Teil des Kampfes gegen das Virus ist, dass wir nicht vollständig vorhersagen können, was passieren wird“, sagte sie.

Lams Regierung steht wegen ihres Umgangs mit der derzeit heftigen CoV-Welle in Hongkong in der Kritik. Gesundheitsexperten bemängeln eine unklare Kommunikation, wohin sich Infizierte wenden müssen. Außerdem kritisieren sie die niedrige CoV-Impfquote bei älteren Menschen und eine mangelhafte Vorbereitung medizinischer Einrichtungen und ihres Personals auf die Pandemie.

Unklarheit löste Exodus aus

In den ersten zwei Jahren konnte sich Hongkong mit strikten Maßnahmen weitgehend vor der Pandemie schützen. Seit einigen Wochen steckt die Metropole aber in ihrer schlimmsten Coronavirus-Welle – trotz strenger Abstands- und Quarantäneregeln. Wegen der Omikron-Welle hatten die Behörden in Hongkong ursprünglich erklärt, eine Massentestung aller 7,4 Millionen Einwohner sowie einen umfassenden Lockdown anzustreben, waren dann aber zurückgerudert.

Die Unklarheit über die Maßnahmen löste einen Exodus aus der Finanzmetropole aus: Mehr als 65.000 Hongkonger und Ausländer verließen die Stadt im Februar. Die „Financial Times“ berichtete, internationale Banken wie JPMorgan und Bank of America arbeiteten bereits an möglichen Plänen zur Verlegung ihres Personals aus Hongkong.