Im Streit um die von Marokko seit knapp 50 Jahren beanspruchte Westsahara hat Spanien den Weg zur Lösung des Konflikts geebnet. Die Regierung in Madrid gab gestern den Beginn einer „neuen Phase“ in den Beziehungen zu Marokko bekannt, die auf gegenseitigem Respekt beruhen und die Stabilität und territoriale Integrität beider Länder gewährleisten werde.
Nach einer Mitteilung des Königspalasts in Rabat hat Madrid erstmals eingeräumt, dass die Konfliktregion wie von Rabat vorgeschlagen eine autonome Provinz unter marokkanischer Souveränität sein könne. Die Autonomielösung wird im spanischen Kommunique zwar nicht erwähnt, die marokkanische Mitteilung wird von Madrid aber auch nicht dementiert. Die spanische Zeitung „El Mundo“ bezeichnete diese neue Position Spaniens als „historisch“.
Koloniale Vergangenheit
Der Königspalast hatte vor dem Kommunique Madrids den Inhalt eines Briefes des spanischen Regierungschefs Pedro Sanchez an König Mohammed VI. veröffentlicht, in dem es heißt, Marokkos Autonomievorschlag sei die „ernsthafteste und realistischste Grundlage“ für eine Lösung des Konflikts.
Die Westsahara war bis 1975 eine spanische Kolonie. Nach dem Abzug Spaniens annektierte Marokko Teile des Territoriums an der Atlantikküste Nordwestafrikas. Rabat kontrolliert und beansprucht seitdem weite Teile des dünn besiedelten Wüstengebiets. Die Bewegung Polisario strebt derweil nach einer Unabhängigkeit der Region. Immer wieder kommt es in der Westsahara zu Gefechten zwischen Polisario und der marokkanischen Armee. International wurde der Anspruch Rabats bisher nicht anerkannt.