Benefizkonzert „We Stand With Ukraine“ zugunsten von Volkshilfe und Nachbar in Not im Ernst-Happel-Stadion in Wien
APA/Florian Wieser
40.000 im „Happel“

Wiens Zeichen Richtung Ukraine

„Stehen wir zusammen, damit wir wenigstens drei Prozent der Ohnmacht der letzten drei Wochen hinter uns lassen.“ Bilderbuch-Sänger Maurice Ernst brachte es am Samstag im Happel-Stadion für Zehntausende vor Ort auf den Punkt. Gemeinsam wollte man für die Ukraine ein Zeichen des Zusammenhalts zeigen. Zwei junge ukrainische Aktivistinnen appellierten davor, dass gerade Österreich seinen Einfluss in der Diplomatie verwenden sollte, „diesen ungerechten Krieg zu beenden“. „Die Demokratie wird siegen“, versprach Bundespräsident Alexander Van der Bellen.

„We stand with Ukraine“ aus dem Ernst-Happel-Stadion und „Stimmen für den Frieden“ aus der Wiener Stadthalle: Mit zwei Großevents und Musik aus allen Genres will Österreich am Samstag und Sonntag ein Zeichen der Solidarität für die überfallene Ukraine und ihre Menschen setzen.

„Make Rock ’n’ Roll, not war“, rief die Sängerin der Band Eazy, Julia Ivanova, am Samstag zum Auftakt von „We stand with Ukraine“ im Wiener Stadion. Am Ende des Abends bat Marco Wanda das Publikum, den Krieg kräftig auszubuhen und den Frieden zu feiern. 40.000 Zuseher sind alleine am Samstag zum Event „We Stand With Ukraine“ ins Stadion gekommen.

Das Konzert noch einmal

Eine Zusammenfassung des Konzert ist via tvhek.ORF.at abrufbar. Das gesamte Konzert als Audio in fm4.ORF.at. Das gesamte Konzert als Video mit allen Acts gibt es auch auf tvthek.ORF.at.

Van der Bellen: „Gemeinsamer Wille ist stärker“

„Mehr als ein Musikfest“ sei dieser Abend, sagte Bundespräsident Alexander Van der Bellen in einer bejubelten Rede. Begleitet von seiner Frau Doris Schmidauer sagte Van der Bellen auf der Bühne: „Der Abend ist ein Zeichen für den Frieden und die Demokratie, ein Zeichen der Solidarität für die Menschen in der Ukraine.“ Die Ukraine sei ein Land wie das unsere, in dem um unsere Werte gekämpft wird – „ein Land, in dem man in Freiheit leben will, wo man sich nicht vorschreiben lassen will, wie man leben soll und wen man lieben soll“.

Rede von Bundespräsident Alexander Van der Bellen

„Dieser Krieg muss gestoppt werden. Präsident Putin, stoppen Sie diesen Krieg“, appellierte der Bundespräsident. „Die Menschen, die für Freiheit und Demokratie kämpfen, verdienen unsere Solidarität“, so Van der Bellen: „Wenn man dieses Leid sieht und ein Herz hat, dann muss man jetzt helfen. Sie alle sind auch wegen des großen Ziels da, Hilfe zu leisten.“

Van der Bellen dankte allen Privaten, allen Helferinnen und Helfern, die sich im Moment für die Unterstützung der Menschen einsetzen. „Wir sind stolz auf unser Land“, so Van der Bellen, der abschließend erinnerte: „Unser gemeinsamer Wille ist stärker als jeder Aggression. Jeder Ton, der heute hier erklingt, macht klar, we stand with Ukraine! Der Frieden wird sich durchsetzen!“

Alkobottle-Sänger rechnet mit „der Scheißpartie“ ab

Nach Van der Bellen nutzte Alkbottle-Sänger Roman Gregory die Ansage des nächsten Auftritts für ein „nicht abgesprochenes“ Statement. Er wolle an die „Scheißpartie“ erinnern, die noch vor über zwei Jahren dieses Land regiert habe und durch die Folgen des „Ibiza“-Videos nicht mehr da sei – „sonst wären wir in einem Zustand wie Russland“. Gregory rief dazu auf, dass der Verfasser des Videos, Julian Hessenthaler, aus der Haft entlassen werden müsse. Die große Akklamation im Stadion blieb aus – eher schienen alle überrascht von den Ansagen des sonst von politischen Statements abseits der Ukraine freien Konzertabends.

Fotostrecke mit 14 Bildern

Benefizkonzert „We Stand With Ukraine“ zugunsten von Volkshilfe und Nachbar in Not im Ernst-Happel-Stadion in Wien
Reuters/Lisa Leutner
40.000 im Stadion setzen ein gemeinsames Zeichen, das mitunter auch sehr nachdenklich ausfiel
Benefizkonzert „We Stand With Ukraine“ zugunsten von Volkshilfe und Nachbar in Not im Ernst-Happel-Stadion in Wien
Reuters/Lisa Leutner
„Buhen wir diesen Krieg aus“ – Sänger Marco Wanda
Benefizkonzert „We Stand With Ukraine“ zugunsten von Volkshilfe und Nachbar in Not im Ernst-Happel-Stadion in Wien
APA/Florian Wieser
Seiler & Speer hauen für die Solidarität auch auf den Putz
Benefizkonzert „We Stand With Ukraine“ zugunsten von Volkshilfe und Nachbar in Not im Ernst-Happel-Stadion in Wien
Reuters/Lisa Leutner
Bilderbuch und der Appell an die eigene Courage, die zuletzt stark unter die Räder gekommen sei
Benefizkonzert „We Stand With Ukraine“ zugunsten von Volkshilfe und Nachbar in Not im Ernst-Happel-Stadion in Wien
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Zwei junge Ukrainerinnen appellierten an Diplomatie und mehr Unterstützung gegen einen „ungerechten Krieg“. Und baten das Stadion um eine Schweigeminute.
Benefizkonzert „We Stand With Ukraine“ zugunsten von Volkshilfe und Nachbar in Not im Ernst-Happel-Stadion in Wien
Reuters/Lisa Leutner
Mathea nahm 40.000 mit – trotz angeknackster Stimme
Bilderbuch von oben gesehen
KS/ORF
Volles Stadion am Abend vor dem Start von Bilderbuch
Stadion von oben beim Ukraine-Konzert
ORF/WSWU
Benefizkonzert „We Stand With Ukraine“ zugunsten von Volkshilfe und Nachbar in Not im Ernst-Happel-Stadion in Wien
APA/Florian Wieser
Dass März war, sah man dem Publikum in Wien an diesem sonnigen Samstag nicht an
Benefizkonzert „We Stand With Ukraine“ zugunsten von Volkshilfe und Nachbar in Not im Ernst-Happel-Stadion in Wien
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Mavie Phoenix beschwor am Nachmittag die Einheit und rockte
Benefizkonzert „We Stand With Ukraine“ zugunsten von Volkshilfe und Nachbar in Not im Ernst-Happel-Stadion in Wien
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Josh. stand mit Band gemeinsam für die Ukraine
Benefizkonzert „We Stand With Ukraine“ zugunsten von Volkshilfe und Nachbar in Not im Ernst-Happel-Stadion in Wien
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Ina Regen mit Musik und Appell vom Piano
Benefizkonzert „We Stand With Ukraine“ zugunsten von Volkshilfe und Nachbar in Not im Ernst-Happel-Stadion in Wien
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Der Doktor und die E-Gitarre: Marco Pogo und Turbobier gaben am Nachmittag Gas für Gemeinsamkeit
Benefizkonzert „We Stand With Ukraine“ zugunsten von Volkshilfe und Nachbar in Not im Ernst-Happel-Stadion in Wien
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Bussi euch allen. Yung Hurn hatte mit der Volkshilfe auch ein eigenes T-Shirt zu präsentieren.

„Ein großer Dank an Ewald Tatar“

„Jeder Euro, der für Nachbar in Not gespendet wird, wird von der Bundesregierung verdoppelt“, erinnerte „Nachbar in Not“-Chefkoordinator Pius Strobl bei einer kurzen Ansprache im Stadion. Strobl dankte besonders Barracuda Music und Ewald Tatar, dieses große Konzert in so kurzer Zeit auf die Beine gestellt zu haben.

Am Abend wurde auch eine Videobotschaft von Bob Geldolf gezeigt, der ja 1985 „Live Aid“ im Londoner Wembley auf die Beine gestellt hatte – und ein bisschen galt ja der Samstag in Wien als das „österreichische Live Aid“. „Niemand kann in Frieden leben, der nicht in Freiheit lebt. Wenn man nach Frieden ruft, dann müssen wir uns daran erinnern, dass das die dauernde Anstrengung unseres Lebens sein muss“, so mahnte und erinnerte Geldof in seiner Botschaft.

Timetable
FM4

19,91 – ein symbolischer Ticketpreis am Samstag

Nova-Rock-Veranstalter Tatar hatte das Event vergangene Woche als Reaktion auf den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine angekündigt. Die Tickets wurden zum symbolträchtigen Preis von 19,91 Euro verkauft – als Hinweis auf das Jahr 1991, in dem die Ukraine unabhängig wurde. Sämtliche Einnahmen gehen an die Volkshilfe und „Nachbar in Not“. Der ORF hat mit der Aktion „Nachbar in Not“ gemeinsam mit ORF III für Sonntagabend ein Konzert gezimmert, bei dem die Fans klassischer Töne auf ihre Kosten kommen und ebenso gemeinsam für den Frieden und das Verbindende einstehen sollen.

TV-Hinweis

  • ORF III, ORF.at und tvthek.ORF.at zeigen am Sonntag, 20.15 Uhr live-zeitversetzt das Konzert „Stimmen für den Frieden“ aus der Wiener Stadthalle.

Die Setlist im Happel-Stadion las sich wie das Who’s who der Popmusik Österreichs. Bilderbuch, Wanda, Seiler und Speer waren nur einige der Highlights. Dazwischen hielt Bundespräsident Alexander Van der Bellen eine Rede halten. Nur Kurt Ostbahn, erfahren im Genre Solidaritätskonzert, musste für Samstag CoV-bedingt passen.

„Den Kurtl hat es erwischt. Er ist Corona positiv“, teilte Willi Resetarits am Donnerstag auf seiner Facebook-Seite mit – und richtete zugleich einen Aufruf an die Fans: „Liebe Damen und Herren, als Botschafter:innen der Kurtologie sehen wir einander am Samstag im Stadion.“

Bilderbuch von oben gesehen
KS/ORF
Volles Stadion beim Beginn von Bilderbuch

Ein Abend aus der Stadthalle

Bei den „Stimmen für den Frieden – Das Benefizkonzert für Nachbar in Not“ in der Wiener Stadthalle präsentieren die Musical-Stars Gino Emnes, Carin Filipcic, Ana Milva Gomes, Maya Hakvoort, Vanessa Heinz und Lukas Perman die bekanntesten Lieder aus Produktionen der Vereinten Bühnen Wien und aus der aktuellen „Cats“-Produktion.

„Stimmen für den Frieden“

Am Sonntag findet das Benefizkonzert „Stimmen für den Frieden“ in der Wiener Stadthalle statt. Der Erlös kommt „Nachbar in Not“ für vom Ukraine-Krieg betroffene Menschen zugute. Stars der heimischen Musikszene treten im Zeichen der Solidarität mit den Menschen in der Ukraine auf.

Sandra Pires wird Stings „Russians“ singen, Kabarettistin, Sängerin und „Dancing Star“ Caroline Athanasiadis sowie Sängerin Iris Camaa werden ebenfalls ihre Stimmen musikalisch für den Frieden erheben.

Bild der Wiener Stadthalle
Wiener Stadthalle
Ort der Solidarität für die Ukraine am Sonntag: Die Wiener Stadthalle

Stars der Opernwelt und Klassikszene sind ebenfalls mit auf der Bühne: Der Arnold Schoenberg Chor wird gemeinsam mit dem Musicians for Peace Orchestra unter der Leitung von Erwin Ortner „Va, pensiero“ aus Giuseppe Verdis „Nabucco“ und den Gefangenenchor aus Ludwig van Beethovens Oper „Fidelio“ interpretieren.

Das Janoska Ensemble und die Wiener Sängerknaben sind ebenso mit dabei wie der aus der ehemaligen UdSSR stammende Stargeiger Julian Rachlin, der mit dem 2. Satz aus Mozarts Violinkonzert Nr. 2. antreten wird. Rolando Villazon wird im Finale „L’Ideale“ von Francesco Paolo Tosti präsentieren.

Solidarität von der Bundesregierung

Die Bundesregierung unterstützt das Benefizkonzert im Happel-Stadion mit 80.000 Euro. Wie es am Freitag in einer Aussendung heißt, soll das Geld zur Deckung der anfallenden Produktionskosten verwendet werden.

„Wir stehen an der Seite der Menschen in der Ukraine und unterstützen, wo immer es möglich ist“, so Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP). „Diese 80.000 Euro sind ein kleiner, aber wichtiger Beitrag, um die Kosten für das Konzert zu senken und damit die Einnahmen für direkte Hilfe vor Ort zu erhöhen.“ Auch Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) bedankte sich bei allen Beteiligten für ihr Engagement sowie dem erwarteten Publikum für die Unterstützung: „Die österreichische Popmusik beweist mit dieser Initiative viel Herz und Solidarität.“

Musikbotschaft auch aus Berlin

In Berlin wird es am Sonntag ebenfalls eine musikalische Kundgebung für den Frieden geben. Bei „Sound of Peace“ vor dem Brandenburger Tor erwartet man 20.000 Zuschauer. In Berlin sprechen soll auch Natalia Klitschko, Frau des Bürgermeisters von Kiew und Ex-Profiboxers Witali Klitschko.