Westsahara-Konflikt: Algerien zieht Botschafter aus Spanien ab

Aus Protest gegen das Einlenken Spaniens gegenüber Marokko im Streit um die Westsahara hat Algerien heute seinen Botschafter aus Madrid abgezogen. Man habe Botschafter Said Musi „zu Konsultationen“ zurück nach Hause gerufen, hieß es gestern in einer Mitteilung des algerischen Außenministeriums, die vom staatlichen spanischen TV-Sender RTVE veröffentlicht wurde.

Man sei „sehr überrascht angesichts der abrupten Kehrtwende in der Haltung der ehemaligen Verwaltungsmacht der Westsahara“, schreibt Algier.

Annäherung Marokko – Spanien

Erst am Vortag hatte der marokkanische Königspalast in Rabat mitgeteilt, die spanische Regierung habe erstmals eingeräumt, dass die Westsahara wie von Rabat vorgeschlagen eine autonome Provinz unter marokkanischer Souveränität sein könne. Madrid gab wenig später den Beginn einer „neuen Phase“ in den Beziehungen zu Marokko bekannt, die auf gegenseitigem Respekt beruhen und die Stabilität und territoriale Integrität beider Länder gewährleisten werde.

Die Zeitung „El Mundo“ und andere spanische Medien bezeichneten diese neue Position Spaniens als „historisch“. Die von Marokko beanspruchte Westsahara war bis 1975 eine spanische Kolonie. Nach dem Abzug Spaniens annektierte Marokko Teile des Territoriums an der Atlantikküste Nordwestafrikas. Rabat kontrolliert seitdem weite Teile des dünn besiedelten, aber rohstoffreichen Wüstengebiets.

Algerien unterstützt Unabhängigkeitsbewegung

Die Bewegung Frente Polisario strebt derweil in der Westsahara nach einem unabhängigen Staat. Immer wieder kommt es zu Gefechten zwischen Polisario und der marokkanischen Armee. International wurde der Anspruch Marokkos bisher nicht anerkannt.

Algerien unterstützt die Frente Polisario und ist der wichtigste Gaslieferant Spaniens. Aber nicht nur Algier, auch die Polisario und die konservative Opposition in Spanien kritisierten den Beschluss von Ministerpräsident Pedro Sanchez in scharfen Tönen.

Die diplomatischen Verwerfungen sind auch in Hinblick auf Europas Bestrebungen, von russischem Erdgas unabhängig zu werden, bedeutsam. Algerien ist ein wichtiger alternativer Lieferant. Eine wichtige Pipeline durch Marokko will Algerien wegen der Konflikte mit Marokko nicht mehr benutzen.