Zahlreiche Luftangriffe erschüttern Mykolajiw

Die russischen Streitkräfte haben gestern nach Angaben der Regionalregierung ihre Luftangriffe auf die südukrainische Stadt Mykolajiw verstärkt. Mindestens 50 Tote gab es bei einem Luftangriff auf eine Militärkaserne in Mykolajiw. Die Stadt gilt als „Schutzschild“ für die Hafenstadt Odessa, die rund 130 Kilometer weiter westlich liegt.

Suche nach Überlebenden in Mykolajiw, Ukraine
APA/AFP/Bulent Kilic

Helfer bargen mindestens 50 Tote aus den Trümmern der Kaserne in Mykolajiw. Insgesamt hatten rund 200 Soldaten in dem Gebäude geschlafen, als die russischen Raketen einschlugen, wie die „Ukrajinska Prawda“ heute berichtete. Knapp 60 Verletzte wurden in umliegende Krankenhäuser gebracht. Nach den Worten von Bürgermeister Olexander Senkewitsch sei der Überfall am Freitag aus unmittelbarer Nähe von Mykolajiw erfolgt, sodass es nicht möglich gewesen sei, rechtzeitig Alarm zu schlagen.

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Moskau behauptet Einsatz von Hyperschallwaffe

Das unterirdische Munitionsdepot der ukrainischen Luftwaffe in Deljatyn im Gebiet Iwano-Frankiwsk sei am Freitag durch die ballistische Rakete vernichtet worden, teilte das russische Verteidigungsministerium mit. Es ist das erste Mal seit Beginn des Krieges, dass Russland von dem Einsatz seiner neuen ballistischen Luft-Boden-Rakete Kinschal berichtet. Es sei der erste Einsatz einer Hyperschallwaffe im Kampf überhaupt, hieß es. Bisher kamen die Waffen nur bei Manövern zum Einsatz.

Abgeschossen werden die Kinschal-Raketen von Kampfflugzeugen des Typs MIG-31. Sie können nach russischen Angaben Ziele in bis zu 2.000 Kilometer Entfernung treffen – unter Umgehung aller Luftabwehrsysteme. Hyperschallraketen übertreffen die Schallgeschwindigkeit um ein Mehrfaches und fliegen mit mehr als 6.000 Kilometern pro Stunde.

Heftige Straßenkämpfe in Mariupol

Auch die von russischen Truppen belagerte Hafenstadt Mariupol am Asowschen Meer war weiter umkämpft. Von ukrainischer Seite hieß es, sie habe „vorübergehend“ den Zugang zum Asowschen Meer verloren. Die russische Armee hatte erklärt, sie sei in die strategisch wichtige Stadt eingedrungen und kämpfe dort an der Seite von Truppen aus dem Separatistengebiet im ostukrainischen Donezk. Dort kommt es nun zu Straßenkämpfen.

Ein Berater des ukrainischen Innenministeriums beschrieb die Lage in Mariupol als „katastrophal“. Am Rande der Stadt gebe es Kämpfe um das Stahlwerk Asowstal, sagte der Berater Wadym Denysenko. „Eines der größten Stahlwerke Europas wird im Moment zu einer Ruine“, sagte er.

Weiter Kampf um Städte vor Kiew

Im Ort Butscha nordwestlich der Hauptstadt Kiew seien durch Beschuss am Freitag sieben Zivilisten ums Leben gekommen, teilte die Polizei der Region Kiew am Samstag mit. In der ostukrainischen Region Donezk sprach die regionale Polizeibehörde von Dutzenden Toten und Verletzten ebenfalls bei Angriffen am Freitag. Es seien erneut Wohngebiete beschossen worden, hieß es von ukrainischer Seite.

Kiew: Fünfter russischer General getötet

Die Ukraine gab unterdessen bekannt, bei Angriffen auf einen Flugplatz außerhalb von Cherson einen weiteren russischen General getötet zu haben. Es handle sich um den fünften hochrangigen Offizier der russischen Armee, der seit Beginn der Invasion am 24. Februar getötet worden sei.