Schematische Darstellung der Gebäudeschäden im Ostteil Mariupols.
UNITAR/ORF.at
Ukraine-Krieg

Satellitenanalyse zeigt Zerstörung Mariupols

Die ukrainische Hafenstadt Mariupol steht seit mehr als zwei Wochen unter starkem Beschuss durch russische Truppen. Vereinzelt schaffen es Bilder und Drohnenvideos aus der belagerten Industriestadt. Eine Karte mit Analysen von Satellitendaten gibt einen ersten Eindruck vom Ausmaß der Schäden an der zivilen Infrastruktur.

Die Hafen- und Industriestadt Mariupol liegt im ukrainischen Bezirk Donezk, der schon 2014 teilweise von prorussischen Separatisten besetzt wurde. Die russischen Truppen wollen eine Landverbindung zwischen diesen Gebieten und der ebenfalls von ihnen annektierten Halbinsel Krim herstellen.

Mariupol, das vor dem Krieg rund 440.000 Einwohnerinnen und Einwohner zählte, ist neben Melitopol und Cherson die wichtigste Stadt in diesem besonders stark umkämpften Teil der Ukraine.

Lage der Stadt Mariupol in der Ukraine

Drohnen und Satelliten

Neben Fotos und Drohnenvideos helfen auch Daten verschiedener Satellitensysteme dabei, die Lage in der eingeschlossenen Stadt zu beurteilen. Die Satellitenflotte des US-Anbieters Maxar Technologies liefert hochauflösende Bilder, die über den Zustand von Gebäuden Aufschluss geben.

Am 9. März 2022 erfasste die Maxar-Konstellation das zerstörte Einkaufszentrum Port City am westlichen Stadtrand von Mariupol. Das Bild wurde gedreht und in OpenStreetMap eingepasst.

Maxar-Satellitenbild zeigt das zerstörte Einkaufszentrum Port City im Westen Mariupols.
Reuters/Maxar/OpenStreetmap/ORF.at

Ein weiteres Beispiel sind die Gebäude an der Ecke Kuprina-/Mytropolytska-Straße, übertragen am 12. März 2022, ebenfalls am westlichen Stadtrand von Mariupol.

Maxar-Satellitenbild zeigt Zerstörungen an der Ecke Kupryna-/Mytropolytska-Straße im Westen Mariupols.
Reuters/Maxar/OpenStreetmap/ORF.at

Material der Maxar-Konstellation WorldView-2 mit einer Auflösung von 50 cm (ein Pixel entspricht 50 cm) vom 14. März 2022 verglich die UNO-Agentur UNITAR mit Aufnahmen des östlichen Mariupoler Stadtteils Livobereschni vom 21. Juni 2021 und nahm eine erste Vorabanalyse der Gebäudeschäden durch den russischen Beschuss vor.

Viele Schulen beschossen

Die Analyse konnte mangels Zugang zur Stadt noch nicht durch Material an Ort und Stelle bestätigt werden. Für den ebenfalls stark zerstörten Westteil der Stadt und das Stahlwerk Azovstal liegt die Analyse noch nicht vor.

UNITAR schreibt, dass bis zum 14. März 433 von 9.279 Gebäuden sichtbare Schäden davongetragen hätten. 26 Gebäude seien zerstört, 198 schwerst beschädigt, 167 leicht beschädigt worden. Bei weiteren 42 Häusern bestehe Verdacht auf Kriegsschäden. Getroffen worden seien sieben Schulen und drei Gesundheitseinrichtungen.

Die UNITAR-Daten sind die Grundlage für die untenstehende Karte. Zum Betrachten am PC lässt sie sich durch Klick auf das Symbol unter der Zoomwippe in den Vollbildmodus schalten.

Karte der ukrainischen Hafenstadt Mariupol mit Beschädigungen vom 14., 15. und 19. März 2022. UNITAR-Datenmaterial über Häuserschäden nur für den Ostteil der Stadt verfügbar

Ergänzt wurden die UNITAR-Daten noch durch eine Auswertung von Großbränden im Stadtgebiet von Mariupol auf Bildern mit Infrarotanteil, die am 15. und am 19. März 2022 vom ESA-Satellitensystem Copernicus Sentinel-2 aufgenommen wurden. Die Auflösung der Sentinel-2-Bilder ist viel geringer als jene des kommerziellen Maxar-Systems, aber die Brandherde sind deutlich sichtbar.

Sentinel-2-Satellitenbild vom
Sentinel Hub/ESA Copernicus
Sentinel-2-Aufnahme des Zentralbezirks von Mariupol vom 19.3.2022

Diese Brandstellen wurden von ORF.at extrahiert und vektorisiert, um die vorliegende Karte zu ergänzen. Da Mariupol auch zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels unter starkem Beschuss durch russische Truppen steht, muss die Analyse als unvollständig angesehen werden. Sie vermittelt aber einen ersten Eindruck des Ausmaßes der Zerstörungen.