Ein Mann verabschiedet sich von einem im Zug sitzenden Kind
AP/Bernat Armangue
Ukraine

Humanitäre Lage in Städten spitzt sich zu

Angesichts anhaltender russischer Angriffe in der Ukraine wird dort die Lage in etlichen Städten für die Zivilbevölkerung zunehmend schwierig. Die Verwaltung der umzingelten Stadt Mariupol teilte am Dienstag mit, dass ein weiteres russisches Bombardement diese „in die Asche eines toten Landes“ verwandle. Behörden berichteten von einer sich anbahnenden Hungersnot in der von Russland eingenommenen Stadt Cherson.

Für die 300.000 Einwohnerinnen und Einwohner in Cherson wurden dem Außenministerium in Kiew zufolge Lebensmittel und Medizin knapp. „Dennoch verweigert Russland einen Fluchtkorridor, um Zivilisten aus der Stadt zu lassen.“ 3,5 Millionen Menschen haben nach UNO-Angaben bereits die Ukraine verlassen.

Kiew warf Moskau zudem vor, vor dem Krieg flüchtende Zivilistinnen und Zivilisten nach Russland zu entführen. „Frauen und Kinder werden massenhaft aus den Gebieten der Regionen Donezk und Luhansk abgeschoben“, schrieb die Menschenrechtsbeauftragte des ukrainischen Parlaments, Ljudmyla Denissowa, auf Facebook. Moskau betont, dass viele Ukrainerinnen und Ukrainer darauf warteten, etwa aus der belagerten Hafenstadt Mariupol über Fluchtkorridore nach Russland evakuiert zu werden. Kiew bestreitet das.

Menschen vor einer Zentrale für humanitäre Hilfe in Lwiw
Reuters/Pavlo Palamarchuk
3,5 Millionen Menschen haben die Ukraine bereits verlassen

Vormarsch auf Kiew stockt weiter

In Erwartung schwerer Kämpfe in der Nähe der Hauptstadt Kiew forderten ukrainische Behörden die Zivilbevölkerung in Boryspil nahe dem gleichnamigen internationalen Flughafen auf, die Stadt zu verlassen. Russischen Truppen ist es seit ihrem Einmarsch in das Nachbarland am 24. Februar nicht gelungen, eine größere Stadt einzunehmen. Auch der Vormarsch auf Kiew stockt. Dagegen konnten russische Truppen im Süden offenbar Geländegewinne erzielen.

Die ukrainische Regierung gehe davon aus, dass die Kämpfe mit Russland innerhalb von zwei bis drei Wochen enden könnten, sagte der Berater von Präsident Wolodymyr Selenski, Olexij Arestowytsch, in einem Interview. Das Hauptziel der russischen Truppen sei, Kiew unter ihre Kontrolle zu bringen. Es sei jedoch „Selbstmord“, das zu versuchen.

Guterres: Moskau soll „absurden Krieg“ beenden

UNO-Generalsekretär Antonio Guterres forderte die Regierung in Moskau auf, den „absurden Krieg“ zu beenden, der den Ukrainern nur eine „lebende Hölle“ bereite und zu nichts führe. Russland könne den Krieg nicht gewinnen. „Die Ukraine kann nicht Stadt für Stadt, Straße für Straße, Haus für Haus erobert werden. Früher oder später wird man vom Schlachtfeld zum Friedenstisch wechseln müssen.“ Er forderte einen sofortigen Waffenstillstand. Die Fortsetzung des Kriegs sei moralisch inakzeptabel, politisch nicht vertretbar und militärisch unsinnig.

Atomwaffeneinsatz nur bei „existenzieller Bedrohung“

Im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg würde Russland nach Angaben des Kreml Atomwaffen nur im Fall einer „existenziellen Bedrohung“ einsetzen. „Wir haben ein Konzept für innere Sicherheit, das ist bekannt“, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow zu CNN. „Sie können dort alle Gründe für den Einsatz von Nuklearwaffen nachlesen“, fügte er hinzu. „Wenn es also eine existenzielle Bedrohung für unser Land gibt, dann kann sie (die Atombombe) in Übereinstimmung mit unserem Konzept genutzt werden“, sagte Peskow.

Ukraine: US-Warnung vor chemischen Waffen

Die russische Armee versucht weiterhin, den Widerstand in einigen ukrainischen Städten zu brechen. Währenddessen warnen die USA, Russland könnte chemische oder biologische Waffen einsetzen.

Die USA warnten dagegen, dass Russland auch biologische oder chemische Kampfstoffe einsetzen könnte. Präsident Joe Biden warf dem russischen Staatschef Wladimir Putin vor, mit unwahren Behauptungen den Boden für den Einsatz dieser international geächteten Waffen zu bereiten. Putin stehe mit dem Rücken zur Wand und mache Aussagen, die nicht stimmten. Aus US-Verteidigungskreisen verlautete, es gebe gegenwärtig keine konkreten Hinweise auf einen unmittelbar bevorstehenden Einsatz von biologischen oder chemischen Waffen.

Biden reist nach Europa

Unterdessen laufen weiterhin diplomatische Bemühungen, um den Konflikt zu beenden. Am Mittwoch reist Biden für eine Reihe von Gipfeltreffen mit westlichen Partnern nach Europa. Russlands Vizeaußenminister Sergej Rjabkow sieht die Beziehungen zu den USA wegen des Kriegs aber am „Rand des Abbruchs“. Als Bedingungen für weitere Gespräche mit Washington nannte er ein Ende der Eskalation vonseiten der USA. „Sie müssen aufhören, Drohungen gegen Russland auszusprechen.“