Nahost-Experte Bunzl gestorben

Der renommierte Nahost-Experte John Bunzl ist gestern 76-jährig in Wien gestorben. Das berichtete der „Standard“ (Onlineausgabe). Das österreichische Institut für internationale Politik (oiip), mit dem Bunzl verbunden war, erklärte auf Twitter, um seinen „langjährigen, hochgeschätzten Kollegen und lieben Freund John Bunzl“ zu trauern.

„Johnny war Wissenschaftler mit Leib und Seele und war in seinen Themenbereichen hoch angesehen. Mit besonderem Engagement setzte sich Johnny gegen Ungerechtigkeiten und für die Anliegen der Palästinenserlnnen ein und erntete dafür nicht immer Anerkennung“, so das oiip. Bunzl hatte den Nahost-Konflikt mehr als 40 Jahre lang analysiert, aber mit seiner Israel-Kritik oft für Kontroversen gesorgt. Obwohl selbst jüdischer Herkunft war, wurde ihm mehrmals Antisemitismus vorgeworfen.

Bunzl wurde 1945 als Sohn einer österreichisch-jüdischen Industriellenfamilie im Exil in London geboren und wuchs nahe der Papierfabrik seiner Familie in Niederösterreich auf. Er maturierte in Wien und studierte Soziologie und Politikwissenschaften in Innsbruck.

Ab 1978 war er Lektor an österreichischen Universitäten, seit 1980 wissenschaftlicher Mitarbeiter am oiip. Er übte seine Lehrtätigkeit an den Universitäten Innsbruck, Salzburg und Wien aus. 2009 wurde Bunzl gemeinsam mit dem Autor Farid Hafez mit dem Bruno-Kreisky-Anerkennungspreis für das politische Buch der politischen Akademie der SPÖ ausgezeichnet. Das gleichnamige Werk behandelte „Islamophobie in Österreich“.