Die Oscar Statue
Reuters/Max Morse
Oscars

Opulente Gala für starkes Filmjahr

In der Nacht von Sonntag auf Montag ist es wieder so weit: Die Academy of Motion Picture Arts and Sciences vergibt ihre Goldstatuetten. Das Spektakel wird in Dutzenden Ländern weltweit live übertragen. Neben Stars und Glamour ist die 94. Oscars-Zeremonie ein Fest für die wieder erstarkte Filmbranche, die sich trotz Pandemie mit großen Produktionen und Überraschungen 2021 zurückgemeldet hat.

3.048-mal hieß es seit der ersten Academy-Gala 1929 bereits „And the Oscar goes to“ – für insgesamt 23 Kategorien kommen Sonntagnacht die diesjährigen Auszeichnungen hinzu. Wurde die Preisverleihung im vorigen Jahr wegen der CoV-Pandemie in ein historisches Bahnhofsgebäude in Los Angeles mit nur wenigen hundert Gästen verlegt, darf die Gala dieses Jahr wieder im traditionellen Dolby Theatre stattfinden, in dem bei CoV-konformer Bestuhlung 2.500 Zuschauer Platz finden.

Die prestigeträchtige Aufgabe der Moderation wird erstmals rein in weiblicher Hand liegen. Gleich drei Stars werden als Gastgeberinnen auf der Bühne stehen. Die Schauspielerinnen Amy Schumer („Dating Queen“), Regina Hall („Girls Trip“) und Wanda Sykes („Bad Moms“) werden durch den Abend führen.

Roter Teppich wird für die Oscar-Verleihung ausgerollt
Reuters/Mike Blake
Die Vorbereitungen im Dolby Theatre laufen auf Hochtouren – der Red Carpet wurde bereits ausgerollt

Unterstützt werden sie von nicht minder prominenten „Presenters“, Helfern, die die Preise während der Show verteilen. Darunter sind neben den Tennisgrößen Serena und Venus Williams auch Bill Murray, Sängerin H.E.R. und DJ Khaled, Elliot Page, Profi-Surfer Kelly Slater und Snowboard-Superstar Shaun White genauso wie Anthony Hopkins, Rami Malek, Uma Thurman, Lady Gaga, Mila Kunis, John Travolta und Samuel L. Jackson.

Klare Favoriten in den Hauptkategorien

Die nominierten Filme der Königsklasse bieten in erster Linie ein Best-of des Kinojahres. Als große Favoritin darf Jane Campion mit ihrem psychologischen Westerndrama „Power of the Dog“ gelten. Präsentiert bei den Filmfestspielen Venedig, wo Campion den Silbernen Löwen für die beste Regie abräumte, entwickelte sich die Netflix-Produktion über die letzten Monate zum Preisgaranten.

Die Auszeichnungen als bester Film und für die beste Regie bei den BAFTA-Awards, den Golden Globes und zuletzt bei den Critics’ Choice Movie Awards sind deutliche Vorzeichen für Oscar-Segen. Campion ist die erste Frau die (nach „The Piano“) zum zweiten Mal für die beste Regie bei den Oscars nominiert wurde.

Benedict Cumberbatch hat für seine Rolle als spröder Cowboy mit großem Geheimnis Chancen auf den Preis als bester Hauptdarsteller, Kirsten Dunst als beste Hauptdarstellerin. Insgesamt kommt „Power of the Dog“ auf zwölf Nominierungen, das fulminante Remake des Science-Fiction-Stoffes „Dune“ tritt mit zehn Oscar-Chancen an. Laut aktuellen Wettquoten ist auch Will Smith bei den männlichen Hauptdarstellern mit seiner Rolle als Tennisvater von Venus und Serena Williams aussichtsreich.

Die 94. Oscar-Nacht

Zum 94. Mal werden in der Nacht auf Montag wieder die Oscars verliehen. Österreich ist heuer beim wichtigsten Filmpreis der Welt nicht vertreten.

Eine Überraschung aus Japan

Steven Spielberg, bereits zweimal für die beste Regie und einmal für den besten Film Oscar-prämiert, tritt mit der Musical-Neuverfilmung „West Side Story“ an, die insgesamt in sieben Kategorien nominiert ist, genauso oft wie der britische Film „Belfast“. Wenn man den Wettbüros Glauben schenkt, holt die Coming-of-Age-Story „Coda“ über einen hörenden Teenager in einer tauben Familie allerdings beim Rennen um die Trophäe als bester Film auf. Für die große Überraschung sorgt aber Ryusuke Hamaguchis „Drive my Car“.

Die fast dreistündige Adaption der gleichnamigen Kurzgeschichte des japanischen Kultautors Haruki Murakami ist nicht nur für die Kategorie Bester Internationaler Film, sondern auch für Bester Film und Beste Regie nominiert. Zwar wurde Hamaguchi dafür bereits in Cannes für das beste Drehbuch ausgezeichnet, seine guten Chancen für die Hauptkategorien der Oscars kann er aber selbst noch nicht so recht glauben, wie er am Dienstag im Interview mit „CNN“ sagte: „Ich denke, die Tatsache, dass nicht englischsprachige Filme auf diese Weise nominiert werden können, bestätigt mir wirklich, dass sich die Dinge ändern und dass wir Teil dieses Wandels sind.“

Sendungshinweis

ORF1 begleitet am Montag ab 0.45 Uhr die Verleihung der 94. Academy Awards live. Ein umfangreicher Programmschwerpunkt bietet schon jetzt hochkarätige Gewinnerfilme früherer Jahre, Dokus und Information zur Verleihung – mehr dazu in tv.ORF.at. Ö1 widmet den Oscars ebenfalls einen Schwerpunkt – mehr dazu in oe1.ORF.at.

Der angesprochene Wandel, er ist in den letzten Jahren immer deutlicher spürbar – die Preisentscheidungen werden diverser, so holte 2021 mit Chloe Zhao zum ersten Mal eine nicht weiße Regisseurin die Trophäe für die beste Regie für „Nomadland“, und auch als beste Nebendarstellerin konnte sich mit Youn Yuh Jung („Minari“) eine Frau mit asiatischen Wurzeln durchsetzen.

Showbusiness bleibt Showbusiness

Bei allen Kurskorrekturen und allem Wandel blieben die Oscars aber vor allem eins: ein großes Fest der Unterhaltungsindustrie für sich selbst. Und das lässt sich auch den Showplänen entnehmen, die am Dienstag verraten wurden: US-Sängerin Beyonce und ihre Kollegin Billie Eilish werden bei der Trophäengala ihre nominierten Songs vortragen. Beyonce ist für den Song „Be Alive“ aus dem Film „King Richard“ nominiert, Eilish und ihr Bruder Finneas O’Connell für das Lied „No Time To Die“ aus dem gleichnamigen James-Bond-Film.

Ebenso steht der Country-Star Reba McEntire (66) mit dem Song „Somehow You Do“ aus dem Film „Four Good Days“ (von Dianne Warren) auf der Bühne. Der kolumbianische Singer-Songwriter Sebastian Yatra wird den Song „Dos Oruguitas“ aus dem Animationsfilm „Encanto“ (von Lin-Manuel Miranda) präsentieren. Wie sehr die großen Strukturen des internationalen Branchengeschehens insgesamt die Oscars prägen, zeigt die Sparte Animationsfilm exemplarisch: Von den fünf nominierten Filmen stammen gleich drei vom Disney-Konzern („Encanto“, „Luca“ und „Raya und der letzte Drache“.)

Stimmzettel werden ausgezählt

Die streng geheime Wahl ist indes schon gelaufen, nur kennt noch niemand den Ausgang der Abstimmung. Bis zum Dienstagabend mussten die Stimmzettel der über 9.400 Oscar-Juroren online bei der Filmakademie in Beverly Hills eingetroffen sein.

Bis zum Sonntagabend zählen Mitarbeiter der Prüfgesellschaft PricewaterhouseCoopers die Stimmen aus. Die streng gehüteten Ergebnisse in 23 Kategorien werden am Sonntag direkt zur Preisgala gebracht.