Die ehemalige US-Außenministerin Madeleine Albright
APA/AFP/Chris Delmas
1937–2022

Frühere US-Außenministerin Albright tot

Die frühere US-Außenministerin Madeleine Albright ist im Alter von 84 Jahren gestorben. Albright war die erste Frau an der Spitze des State Department. Als Kind wurde sie von den Nazis aus der Tschechoslowakei vertrieben. Nach ihrem Diplomatendienst galt sie als feministische Ikone.

Albright ist laut einer Nachricht auf ihrem verifizierten Twitter-Account am Mittwoch im Kreis von Familie und Freunden einer Krebserkrankung erlegen. Der TV-Sender CNN berichtete, Albrights Todesfall sei auch in einer E-Mail an die Mitarbeiter einer von ihr mitgegründeten Beratungsfirma bestätigt worden.

Albright war am 15. Mai 1937 als Marie Jana (genannt Madlenka) Korbelova in Prag als ältestes von drei Kindern einer jüdischen Diplomatenfamilie geboren worden. Nach dem Einmarsch deutscher Truppen wanderte die Familie zunächst nach England aus, wo Albright in Unwissenheit ihrer jüdischen Herkunft katholisch erzogen wurde. Erst spät erfuhr sie vom furchtbaren Schicksal ihrer jüdischen Großeltern, die in Auschwitz ermordet worden waren.

Erste Frau im Amt

Seit den 70er Jahren engagierte sich Albright bei den US-Demokraten. Während der Präsidentschaft von Jimmy Carter arbeitete sie im Weißen Haus. Anfang der 90er wurde sie US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen – und sorgte mit machtbewusstem Auftreten für Aufsehen. Als die Republikaner unter Ronald Reagan die Macht übernahmen, wurde Albright Professorin für internationale Beziehungen an der renommierten Georgetown-Universität in Washington.

Albright wurde unter Präsident Bill Clinton Botschafterin der US-Regierung in New York. 1997 rückte sie als erste Frau an die Spitze des Außenministeriums in Washington. Sie hatte das Amt bis 2001 inne. Dabei wurde die Demokratin zu einer führenden Stimme der US-Außenpolitik im 20. Jahrhundert. Ihre Regierung aber zögerte, sich in die größten außenpolitischen Krisen der 1990er Jahre einzumischen – die Völkermorde in Ruanda und Bosnien-Herzegowina.

Der ehemalige US-Präsident Bill Clinton und die ehemalige US-Außenministerin Madeleine Albright
AP/Jerome Delay
Albright wurde unter Clinton Außenministerin

Wegen ihrer Erfahrung als Flüchtlingskind drängte Albright aber die USA, ihren Einfluss als Supermacht zu nutzen. Sie setzte sich für eine schnellere und stärkere Reaktion in Bosnien ein, blieb dabei aber erfolglos. Später unterstützte sie das Kriegsverbrechertribunal der Vereinten Nationen, das schließlich die Architekten dieses Krieges, darunter den serbischen Präsidenten Slobodan Milosevic, vor Gericht brachte.

FPÖ-Regierungsbeteiligung: „An Taten messen“

Auch zu Österreich meldete sich Albright zu Wort: Als im April 2000 das US-Repräsentantenhaus in einer Resolution sein „tiefes Bedauern“ über die Beteiligung der FPÖ an der Regierung ausdrückte, wies Albright darauf hin, dass die Regierung „mittels einer demokratischen Wahl“ zustande gekommen sei und „an ihren Taten gemessen“ werden solle.

Nach den Clinton-Jahren wurde Albright zu einer Ikone für eine Generation junger Frauen, aber auch der Popkultur. So trat sie etwa als Gast in TV-Sendungen wie den „Gilmore Girls“ auf. Albright sagte gern: „Es gibt einen besonderen Platz in der Hölle für Frauen, die einander nicht gegenseitig helfen.“

Trauer in Politik und Diplomatie

Zu Albrights Ehre werden die Flaggen in den USA bis Sonntag auf halbmast gesetzt, wie US-Präsident Joe Biden erklärte. Bill Clinton sagte am Mittwoch, „Madeleines Tod ist ein immenser Verlust für die Welt – und das zu einer Zeit, in der wir die Lehren ihres Lebens am meisten brauchen.“ Albright sei eine der besten Diplomatinnen, eine brillante Professorin und ein „außerordentlicher Mensch“ gewesen. Als Außenministerin sei sie eine „leidenschaftliche Vertreterin von Freiheit, Demokratie und Menschenrechten“ gewesen, betonte er.

Madeleine Albright 84-jährig verstorben

Die ehemalige US-Außenministerin Madeleine Albright ist mit 84 Jahren gestorben. Sie war von 1997 bis 2001 für die Demokraten Außenministerin der USA und die erste Frau in diesem Amt.

Der frühere US-Präsident George W. Bush, der sich während seiner Amtszeit viel Kritik von Albright gefallen lassen musste, erklärte, sie habe sich als Ministerin ausgezeichnet für Freiheitsrechte und Frieden eingesetzt. Als Tochter von Flüchtlingen habe sie „den amerikanischen Traum gelebt und anderen geholfen, diesen zu verwirklichen“, erklärte der Republikaner. Auch der republikanische Minderheitsführer im Senat, Mitch McConnell, lobte den „hingebungsvollen Einsatz“ der Demokratin für US-Interessen.

NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg erklärte, Albright sei eine starke „Kraft für die Freiheit“, eine echte Freundin des Verteidigungsbündnisses und eine „inspirierende Kollegin“ gewesen. Die US-Botschafterin bei der UNO in New York, Linda Thomas-Greenfield, nannte Albright eine „Vorreiterin“, die die Welt geprägt habe.

Harte Worte für Putin

Kurz vor ihrem Tod fand Albright noch harte Worte für Russlands Präsidenten Wladimir Putin, einen Tag vor Beginn des russischen Angriffskriegs. „Ein Einmarsch in die Ukraine würde nicht Russlands Weg zur Größe ebnen, sondern Herrn Putins Ehrlosigkeit besiegeln, indem er sein Land diplomatisch isoliert, wirtschaftlich angeschlagen und strategisch verwundbar gegenüber einem stärkeren, geeinten westlichen Bündnis macht“, schrieb sie in einem Gastbeitrag in der „New York Times“.

Wenn Putin sich in die Ecke gedrängt fühle, könne er sich dafür nur selbst die Schuld gegeben. Die Ukraine habe ein Recht auf ihre Souveränität, unabhängig davon, wer ihre Nachbarn sind, so Albright. „Im modernen Zeitalter akzeptieren große Länder das, und das muss auch Herr Putin akzeptieren.“

Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) reagierte „mit großer Trauer“ auf den Tod Albrights. „Als Verfechterin der Demokratie prägte sie die westliche Außenpolitik nach dem Kalten Krieg und gab ein Beispiel dafür, wie man mit globalen Herausforderungen umgehen kann. Mein aufrichtiges Beileid an ihre Familie und unsere amerikanischen Freunde“, betonte Schallenberg am Mittwochabend auf Twitter.

Würdigung in Tschechien

Besonders tschechische Politiker reagierten auf die Nachricht von Albrights Tod bestürzt. „Mitteleuropa weiß ihren Einsatz für die NATO-Osterweiterung heute mehr als jemals zuvor zu schätzen“, schrieb Außenminister Jan Lipavsky auf Twitter. „Kaum ein Staatsmann hat so viel für unser Land getan wie Madeleine Albright“, merkte der tschechische Regierungschef Petr Fiala an. Sie sei zweimal vor einer Diktatur geflohen – der nationalsozialistischen und der kommunistischen – und habe in der freien Welt eine neue Chance bekommen und genutzt. „Wir danken und werden nie vergessen!“ Während Albrights Amtszeit als US-Chefdiplomatin war Tschechien im März 1999 dem NATO-Verteidigungsbündnis beigetreten.