IV: Kurzfristig keine Alternative zu russischem Gas

Angesichts der Ankündigung von Russlands Präsident Wladimir Putin, Gaslieferungen nun in Rubel abrechnen zu wollen, und des EU-Rats heute in Brüssel hat die Industriellenvereinigung (IV) vor einer Gefährdung der Energiesicherheit gewarnt.

Kurzfristig gebe es keine Alternative zu Gas aus Russland, das bleibe „die unbequeme Wahrheit“, so die IV. Österreich dürfe seine eigene Energieversorgung „nicht leichtfertig aufs Spiel setzen“, so IV-Chef Georg Knill in ein Aussendung.

Jene, die ein „abruptes und ungeplantes Aus“ für die Öl- und Gasversorgung aus Russland fordern, müssten vorher erklären, woher und wie Länder wie Österreich die erforderlichen Energieträger kurzfristig beziehen sollen.

OMV: Können nicht in Rubel zahlen

Putin hatte gestern angekündigt, die Zahlungsmethode für Gaslieferungen in „unfreundliche Staaten“ umstellen zu wollen. Russland werde seinen vertraglichen Verpflichtungen bei der Menge und den Preisen nachkommen. Die Änderungen beträfen nur die Währung. Die genauen Details würden Regierung und Notenbank in Moskau innerhalb einer Woche klären.

Die OMV will ihre Gaslieferungen aus Russland laut Generaldirektor Alfred Stern „natürlich“ weiterhin in Euro und nicht in Rubel bezahlen: „Wir haben keine andere Vertragsgrundlage, ich dürfte so etwas gar nicht“, sagte er in einem Puls24-Interview.

Papierindustrie fordert Entlastung

Auch die heimische Papierindustrie leidet unter den stark gestiegenen Energiepreisen. Zur Entlastung fordert die Branche nun eine Rückerstattung der CO2-Kosten. Ein Gasimportstopp aus Russland wäre der „Worst Case“ mit dramatischen Auswirkungen weit über die Papierindustrie hinaus, warnte Max Oberhumer, CEO von Sappi Gratkorn, gestern vor Journalisten und Journalistinnen.

„Wenn wir unsere Fabriken abstellen müssen, dann ist nicht nur die Fernwärmelieferung nicht mehr möglich, sondern es gibt auch keine Produkte mehr, die wir erzeugen“, so Oberhumer. Von einem Produktionsstopp betroffen wären laut Kurt Maier, CEO der Heinzel Group und Präsident des Branchenverbandes Austropapier, auch die Versorgung mit Hygieneartikeln wie Windeln und Klopapier, in Papier verpackten Lebensmitteln und Medikamenten sowie Zeitungen und Magazinen.

Energiepreise um Faktor zehn höher

Die energieintensiven Unternehmen der Papierindustrie zahlen laut Branchenverband derzeit bis zu zehnmal so viel für Strom und Gas wie noch im Vorjahr. Trotz ihres schon 60-prozentigen Anteils von erneuerbaren Energieträgern sei die Papierindustrie noch immer stark von Gas abhängig. „Die kurzfristige Ausweichmöglichkeit ist limitiert“, sagte Oberhumer.

Von den seitens der Regierung angekündigten Kostenentlastungen ist man in der Branche nicht sehr beeindruckt. Wirklich wirksam sei das Aussetzung der Ökostromförderkosten, der Rest sei wie ein Tropfen auf dem heißen Stein.
Oberhumer fordert weitere Entlastungen, etwa eine rasche Umsetzung der indirekten CO2-Kostenkompensation.