Klitschko kritisiert Nein zu Energieembargo als „Ausrede“

Der Kiewer Bürgermeister Witali Klitschko hat kein Verständnis für das Nein Österreichs und anderer europäischer Staaten zu einem Energieembargo gegen Russland. „Man kann viele Begründungen anführen. Aber wer will, findet einen Weg. Und wer nicht will, findet immer eine Ausrede“, sagte Klitschko der „Presse am Sonntag“. Er verstehe nicht, „dass es Politiker gibt, die immer noch versuchen, auf zwei Hochzeiten zu tanzen“.

„Nicht zu harten Sanktionen gegen Russland bereit“

„Sie unterstützen die Ukraine rhetorisch und verurteilen den Krieg. Aber zugleich sind sie nicht zu harten Sanktionen gegen Russland bereit“, kritisierte Klitschko. Unter anderem wegen des großen Widerstands des am russischen Gastropf hängenden Österreichs hatten sich die EU-Staats- und Regierungschefs bei ihrem Gipfel nicht auf einen Stopp der Energielieferungen aus Russland verständigen können.

Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) zog auf die Frage nach einem Öl- und Gasembargo gegen Russland einen drastischen Vergleich und meinte: „Das ist, (wie) wenn man sich ins linke und rechte Bein gleichzeitig schießen würde.“ Parallel zum Bekanntwerden von Klitschkos Interview postete der ÖVP-Chef gestern Nachmittag auf Twitter ein Video, das er vom Büroleiter Klitschkos erhalten habe und zeige, wie 9.100 österreichische Splitterschutzwesten in Kiew entladen werden. „Mit Schutzausrüstung helfen wir, so gut wir können“, kommentierte Nehammer.

Klitschko forderte neben humanitärer Hilfe auch Waffenlieferungen und ein komplettes Embargo der russischen Wirtschaft, denn „jeder Cent, den die Russische Föderation bekommt, wandert in die Armee“. „Ich verstehe, dass Sanktionen der Tod sind für die Wirtschaft und für das Geschäft. Aber die Welt ist schwarz-weiß geworden. Entweder man steht auf der Seite der Ukraine, die für ihre Unabhängigkeit kämpft, oder man steht auf der Seite des Aggressors“, so Klitschko.