Afghanistan: Bartpflicht für Behördenmitarbeiter

In Afghanistan haben die radikalislamischen Taliban offenbar alle Behördenmitarbeiter angewiesen, einen Bart und traditionelle einheimische Kleidung zu tragen. Andernfalls drohe ihnen die Entlassung, sagten drei mit der Sache vertraute Personen.

Laut den Angaben patrouillierten heute Vertreter des Ministeriums für die Verbreitung von Tugend und die Verhinderung von Lastern an den Eingängen von Regierungsbüros. Es werde überprüft, ob die Beschäftigten die neuen Regeln einhielten.

Diese verbieten eine Rasur und schreiben das Tragen traditioneller Kleidung bestehend aus einem langen Oberteil, einer Hose und einer Kopfbedeckung wie etwa einem Turban vor. Zudem muss nach den vorgeschriebenen Zeiten gebetet werden.

Internationale Kritik nach jüngsten Verschärfungen

Mit der Anordnung verschärfen die Taliban ihre Auslegung des islamischen Rechts als Grundlage ihrer Herrschaft weiter, obwohl sie sich zugleich um dringend benötigte Milliardenhilfen des Westens bemühen, um weit verbreitete Armut und Hunger zu bekämpfen. Die Hilfen wurden nach der Machtübernahme der Islamisten im vergangenen August weitgehend eingestellt.

Das jüngste Vorgehen der Taliban löste international Kritik aus. So sagten die USA aus Protest geplante Gespräche mit Vertretern der Extremisten über wirtschaftliche Fragen in Katar ab.

In der vergangener Woche erst hatten die Taliban ihre frühere Zusage zur Öffnung von Gymnasien für Mädchen zurückgenommen. Am Wochenende verboten sie zudem Frauen, ohne männliche Begleitung zu fliegen. Weiters wird künftig der Besuch von Parks nach Geschlechtern getrennt.

Der Zutritt ist künftig Frauen nur noch an drei Tagen in der Woche und Männern an den übrigen vier Tagen einschließlich des Wochenendes erlaubt. Damit können selbst Ehepaare und Familien nicht gemeinsam Parks besuchen.