„WSJ“: Vergiftungssymptome bei Abramowitsch und Verhandlern

Laut Berichten des „Wall Street Journal“ („WSJ“) und des Enthüllungsportals Bellingcat sollen der russische Oligarch Roman Abramowitsch und mindestens zwei Abgesandte der ukrainischen Seite nach Friedensverhandlungen zwischen Moskau und Kiew am 3. März Vergiftungserscheinungen gezeigt haben.

Laut den Informanten der US-Zeitungen sollen die Betroffenen unter roten, stechenden und durchgehend tränenden Augen sowie sich abschälender Haut an Gesicht und Händen gelitten haben. Die Beschwerden hätten sich mittlerweile gebessert, niemand sei in lebensbedrohlichem Zustand.

Chemiewaffenspezialisten analysierten Fall

Laut Bellingcat hätten sich die Betroffenen nach den Verhandlungen in eine Wohnung in Kiew zurückgezogen und dort die Symptome verspürt. Angesichts der Beschwerden habe man sich an einen Bellingcat-Ermittler gewandt, der bereits die Vergiftung des Oppositionellen Alexej Nawalny im Jahr 2020 untersucht hatte. Er habe daraufhin eine Untersuchung durch Spezialisten in die Wege leitete. Die Gruppe sei zuvor über Lwiw und Polen nach Istanbul gereist.

Die Fachleute hätten den Fall an Ort und Stelle und per Schaltung untersucht und seien zu dem Schluss gekommen, dass die Symptome wahrscheinlich von einer unbekannten chemischen Waffe herrührten. Welche Substanz konkret eingesetzt worden sein könnte, blieb offen – die Betroffenen konnten nicht direkt untersucht werden. Es seien aber ein Gift und eine Dosis eingesetzt worden, bei der lebensbedrohliche Folgen unwahrscheinlich seien. Es habe sich vermutlich um Abschreckung gehandelt.

Selenski-Sprecher dementiert Kenntnis

Dem „WSJ“ zufolge sehen die Informanten russische Hardliner in der Verantwortung, die Friedensverhandlungen sabotieren wollen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenski ist laut dem Bericht nicht betroffen. Sein Sprecher habe mitgeteilt, man wisse nichts von einer angeblichen Vergiftung.

Auch Teilnehmer der ukrainischen Verhandlungsdelegation wiesen später den Bericht, sie seien vergiftet worden, zurück. Alle Mitglieder der Verhandlungsgruppen würden normal arbeiten, sagte der ukrainische Unterhändler Mychajlo Podoljak örtlichen Medien zufolge. „Im Informationsbereich gibt es gerade viele Spekulationen, unterschiedliche Verschwörungsversionen und Elemente des einen oder anderen Informationsspiels.“

Zweifel in Washington

Vertreter der US-Regierung äußerten ebenfalls Zweifel an Medienberichten über mutmaßliche Vergiftungssymptome bei Abramowitsch. Geheimdienstinformationen deuteten mit großer Wahrscheinlichkeit daraufhin, dass es sich um Umwelteinflüsse gehandelt hat, also nicht um Vergiftung, hieß es aus US-Regierungskreisen. Details wurden keine genannt.