Terrorwelle fordert Israels Sicherheitskräfte

Beim dritten Terroranschlag in Israel binnen einer Woche sind gestern fünf Menschen getötet worden. Mit elf Ermordeten binnen weniger Tage ist es eine der schwersten Terrorwellen seit Jahren. Laut israelischen Medien ist es eine besondere Herausforderung, da die Geheimdienste keinerlei Vorwarnung oder Hinweise auf die Attentate hatten.

Ein mit einem Gewehr bewaffneter Palästinenser aus dem Westjordanland eröffnete nach Polizeiangaben in der vor allem von Orthodoxen bewohnten Stadt Bnai Brak bei Tel Aviv gezielt das Feuer auf Passanten. Er habe erst auf einer Straße geschossen und dann auf einer weiteren. Polizisten erschossen den Attentäter.

Bewohner lenkte Polizei per Handy

Bei dem Feuergefecht wurde einer der Polizisten, ein arabischer Israeli, getötet. Ein Anrainer, der den Attentäter von seiner Wohnung aus sah, wies laut dem öffentlich-rechtlichen Radiosender Kan Bet die Polizisten via Handytelefonat zu dem Attentäter.

Waffe wohl von Helfern in Israel erhalten

Laut Reschet Bet hatten die Sicherheitskräfte vorab keinerlei Informationen oder Hinweise, dass ein Attentat bevorstehen könnte. Es wird davon ausgegangen, dass der Attentäter innerhalb Israels einen oder mehrere Helfer hatte, die ihm die Waffe besorgten und ihn möglicherweise auch innerhalb Israels transportierten. Gemutmaßt wurde im Radio, die Waffe könnte aus dem Umkreis der arabischen Mafia in Israel stammen.

Es werde wohl notwendig sein, die vielen nicht registrierten Waffen einzusammeln, so ein Reporter von Reschet Bet. Die vielen Gewaltverbrechen und mafiösen Strukturen in der arabischen Community in Israel sind seit Jahren ein Thema. Arabische Israelis demonstrieren seit Jahren gegen die Gewalt und werfen der Regierung vor, nichts dagegen zu unternehmen.

Kurz vor Ramadan

Die Terrorwelle findet nicht zufällig wenige Tage vor dem am Wochenende beginnenden islamischen Fastenmonat Ramadan statt. Alljährlich steigen in diesen Wochen die Spannungen im Nahost-Konflikt. Die israelische Regierung plante daher eigentlich Erleichterungen für die palästinensische Bevölkerung in den besetzten Gebieten und in Ostjerusalem, um den Gläubigen den Zutritt zum Tempelberg zu erleichtern.

Die Regierung stehe nun, so Reschet Bet, vor einer schwierigen Entscheidung. Bleibt sie bei den geplanten Erleichterungen, könnte das Terroranschläge erleichtern. Wird verschärft, könnte das erst recht Attentate provozieren. Aktuell findet eine Dringlichkeitssitzung der Regierung statt.

Attentate in Hadera und Beerscheva

Erst am Sonntag waren bei einem Anschlag in der Küstenstadt Hadera zwei Polizisten und beide Attentäter getötet worden. Bei den Tätern handelte es sich um israelische Araber aus dem Norden des Landes.

Vor einer Woche waren bei einem weiteren Terroranschlag in Beerscheva im Süden Israels vier Menschen getötet worden, zwei Männer und zwei Frauen. Der Attentäter, ein Beduine aus der Negev-Wüste, wurde von Passanten erschossen.

Palästinenserpräsident Mahmud Abbas verurteilte das Attentat, der Fatah-Chef in der Heimatstadt des Attentäters begrüßte dagegen das Attentat und betonte, der Täter sei von der Fatah gewesen.

Bennett kündigt entschlossenes Vorgehen an

Israels Regierungschef Naftali Bennett kündigte einen entschlossenen Kampf gegen den Terror an. Auch diese Terrorwelle werde man besiegen wie alle früheren auch. Der israelische Oppositionsführer Benjamin Netanjahu forderte ein entschlossenes Vorgehen.

Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) zeigte sich so wie zahlreiche westliche Regierungschefs „zutiefst entsetzt von einem weiteren verabscheuungswürdigen Anschlag“ in Israel innerhalb weniger Tage.