Westliche Geheimdienste sehen falsche Beratung Putins

Die Berater des russischen Präsidenten Wladimir Putin fürchten sich laut Geheimdienstvertretern der USA und Großbritanniens, dem Staatschef die Wahrheit über seinen „gescheiterten“ Krieg in der Ukraine zu sagen.

„Und auch wenn Putins Berater Angst haben, ihm die Wahrheit zu sagen, müssen dem Regime die Vorgänge und das Ausmaß dieser Fehleinschätzungen glasklar sein“, sagte der Direktor des britischen Geheimdienstes GCHQ, Jeremy Fleming, heute bei einem Vortrag an einer Universität im australischen Canberra.

Fleming: Putin unterschätzte Widerstand

Fleming sagte, Putin habe den Widerstand in der Ukraine, die Stärke der internationalen Koalition gegen ihn und die Auswirkungen der Wirtschaftssanktionen unterschätzt. Der russische Staatschef habe auch die Fähigkeit seines eigenen Militärs überschätzt.

„Wir haben gesehen, wie sich russische Soldaten – denen es an Waffen und Moral mangelt – weigern, Befehle auszuführen, ihre eigene Ausrüstung sabotieren und sogar versehentlich ihre eigenen Flugzeuge abschießen“, sagte Fleming.

US-Vertreter: Putin fühlt sich „getäuscht“

Zuvor hatte ein US-Regierungsvertreter gestern von Misstrauen zwischen dem russischen Staatschef und seinem engsten Umfeld berichtet: „Wir haben Informationen, wonach Putin sich vom russischen Militär getäuscht fühlt“, sagte er.

„Putin wird von seinen Beratern falsch darüber informiert, wie schlecht die russischen Streitkräfte dastehen und wie die russische Wirtschaft von Sanktionen lahmgelegt wird, weil seine hohen Berater zu viel Angst haben, ihm die Wahrheit zu sagen.“ So habe Putin nicht gewusst, dass Wehrpflichtige zum Kämpfen in die Ukraine geschickt worden seien, sagte der US-Vertreter. Es gebe „ständige Spannungen“ zwischen Putin und dem Verteidigungsministerium.

Die russischen Streitkräfte haben in ihrem am 24. Februar gestarteten Angriffskrieg gegen die Ukraine hohe Verluste erlitten. Die Offensive geriet angesichts des erbitterten Widerstands der ukrainischen Armee schnell ins Stocken.