Kolumbiens Militär stellte tote Zivilisten offenbar als Kämpfer dar

Das kolumbianische Militär hat getötete Zivilisten laut Menschenrechtlern und indigenen Gruppen offenbar fälschlicherweise als Kämpfer dargestellt. Die Aktivisten und Aktivistinnen kritisierten gestern, dass die Armee die elf Getöteten als „Guerilleros“ darstelle, obwohl vier davon „Zivilisten, darunter auch Indigene“, seien.

Die Armee und die Regierung hatten angegeben, dass es sich um Mitglieder einer Splittergruppe der inzwischen aufgelösten FARC-Miliz handelte.

Der Organisation OPIAC, die die indigenen Völker des kolumbianischen Amazonas-Gebietes vertritt, zufolge waren ein Gouverneur der Quechua sowie ein Gemeindevorsteher und dessen Frau unter den Opfern. Human Rights Watch bekräftigte die Angaben.

Das Büro des staatlichen Ombudsmanns für Menschenrechte erklärte zudem, dass ein 16-Jähriger getötet worden sei. Die Organisationen machten keine Angaben zu den übrigen Getöteten.

Organisationen fordern Untersuchung

Die Organisationen forderten eine Untersuchung des Militäreinsatzes an der Grenze zu Ecuador und Peru, der sich laut Militär gegen eine Gruppe richtete, die in den Drogenhandel verwickelt ist. „Die Operation richtete sich nicht gegen Bauern, sondern gegen Dissidenten der FARC“, so Verteidigungsminister Diego Molano auf Twitter.

„Es ging nicht gegen unschuldige Indigene, sondern gegen Drogenhändler.“ Die Staatsanwaltschaft teilte jedoch mit, dass sie die „Ereignisse“ untersuche. Seit der Auflösung der FARC haben abtrünnige Gruppen die Macht in abgelegenen Grenzregionen übernommen. Sie kämpfen dort um die Kontrolle über den Kokainhandel.

Das kolumbianische Militär hat in dem jahrelangen Kampf gegen die FARC-Rebellen Tausende Zivilisten getötet. Nach Angaben des Friedenstribunals, das die schlimmsten Verbrechen des Konflikts untersucht, wurden zwischen 2002 und 2008 mindestens 6.400 Zivilisten vom Militär getötet und als Guerillakämpfer dargestellt.