Rekordinflation bringt EZB in Bedrängnis

Die Inflation im Euro-Raum ist infolge des Ukraine-Krieges auf ein neues Rekordhoch gestiegen und bringt die EZB zunehmend in die Bredouille. Dienstleistungen und Waren kosteten im März durchschnittlich 7,5 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, wie das Statistikamt Eurostat heute auf Basis einer ersten Schätzung mitteilte.

Ziel von 2,0 Prozent weit verfehlt

Von Reuters befragte Fachleute hatten lediglich mit 6,6 Prozent gerechnet nach 5,9 Prozent im Februar. Die Inflation ist nunmehr weit über das Ziel der Europäischen Zentralbank (EZB) von 2,0 Prozent hinausgeschossen und bringt die weiter auf Niedrigzinskurs steuernden Währungshüter in Erklärungsnöte.

Haupttreiber sind die stark gestiegenen Preise für Energie, die im Zuge des Ukraine-Krieges noch weiter anzogen. Sie legten auf Jahressicht um 44,7 Prozent zu, nachdem es im Februar bereits 32,0 Prozent waren. Unverarbeitete Lebensmittel verteuerten sich um 7,8 Prozent.

EZB rechnet mit andauernder Teuerung

Die EZB stellt sich auf kurze Sicht auf noch weiter steigende Verbraucherpreise im Euro-Raum ein. EZB-Vizechef Luis de Guindos rechnet erst in einigen Monaten mit dem Höhepunkt der Inflationswelle. In der zweiten Jahreshälfte soll sie sich dann abflachen.

Zugleich dürfte die Wirtschaft nach dem Ukraine-Schock vorerst nur noch vor sich hindümpeln, wenn der Spanier mit seiner Prognose recht behält. Für das erste Quartal sei nur ein geringes Wachstum zu erwarten und für das zweite Quartal ein Wert nahe null. Die EZB will im dritten Quartal ihre milliardenschweren Anleihekäufe beenden, wenn es die Inflationsaussichten zulassen.

Zinswende im Blick

Das Aus des Bond-Programms gilt als Vorstufe einer Zinserhöhung, die „einige Zeit“ nach Ende der Anleihekäufe vollzogen werden soll. Einige Währungshüter drängen darauf, dass die Wende zügig eingeleitet wird. Der österreichische Notenbankchef Robert Holzmann brachte bereits den September als Termin für eine Zinswende ins Gespräch.