Frau in Supermarkt
ORF.at/Lukas Krummholz
„Zwangsläufig“

Höhere Kosten erhöhen Preise im Regal

Mit einer laut Schnellschätzung auf den höchsten Wert seit über 40 Jahren gestiegenen Teuerungsrate ist es wohl nicht getan – vielmehr könnte etwa der Einkauf im Supermarkt angesichts steigender Kosten bei Energie, Rohstoffen und Logistik noch empfindlich teurer werden als bisher. Man sei aktuell mit einer Vielzahl von steigenden Kosten konfrontiert, heißt es gegenüber ORF.at von REWE – und das führe „zwangsläufig dazu, dass wir bei einzelnen Warengruppen und Artikeln die Verkaufspreise erhöhen müssen“.

Offen bleibt bisher, wann und welche Produkte teurer werden und mit welchen Preiserhöhungen Konsumentinnen und Konsumenten rechnen müssen. Man werde „strikt darauf achten, dass nur dort Preisanpassungen an die Kunden weitergegeben werden, wo es tatsächlich einen hohen Kostendruck gibt“, teilte der REWE-Konzern, der in Österreich mit Billa, Billa plus, BIPA und dem Diskonter Penny vertreten ist, zu diesem Punkt noch mit.

Die im Raum stehenden Preissteigerungen umfassen die gesamte Branche: Man stehe derzeit Preiserhöhungsforderungen von Lieferanten in praktisch allen Sortimentsbereichen gegenüber, heißt es dazu von Spar. „Unsere Aufgabe als Händler sehen wir darin, die Preise für die Konsumenten leistbar zu halten und gleichzeit für die Lieferanten lebbar“. Das sei „eine tägliche Herausforderung“, so Spar mit dem Nachsatz: „Letztendlich werden alle ihren Beitrag dazu leisten müssen.“

Bevor es „zu Preiserhöhungen unserer Artikel kommt, prüfen wir alle Möglichkeiten, Mehrkosten anderweitig – auch durch Reduktion unserer Marge – aufzufangen“, heißt es bei Hofer. Auch hier folgt ein Aber: „Nur wenn es nicht mehr möglich ist, die gestiegenen Kosten abzufedern, müssen wir Preisanpassungen vornehmen“, wie der zur Unternehmensgruppe Aldi Süd gehörende Diskonter ORF.at dazu mitteilte.

In Deutschland ab Montag höhere Preise

In Deutschland erscheint Medienberichten zufolge bei Aldi Süd so wie bei anderen Supermarktbetreibern die nächste Preiserhöhung schon ausgemachte Sache. Beim Diskonter Aldi Nord sollen etwa Fleisch, Wurst und Butter bereits ab Montag „deutlich teurer“ werden. Ein Sprecher des Konzerns sagte dazu gegenüber AFP, kein Händler, auch nicht Aldi, könne sich den extremen Preissteigerungen auf Produzenten- und Lieferantenebene entziehen. Das wirke sich auch auf die Verkaufspreise aus.

Lidl bat laut AFP unterdessen um Verständnis, dass keine Angaben zur Preisentwicklung gemacht werden könnten. Anspruch des auch in Österreich präsenten Unternehmens sei es, „immer das beste Preis-Leistungs-Verhältnis zu bieten“.

Fehlendes Verpackungsmaterial und teure Energie

Außer Frage steht ungeachtet aller Zurückhaltung in Sachen etwaiger Preiserhöhungen, dass die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs eine durch die Coronavirus-Pandemie ohnehin angespannte Marktlage nun weiter verschärfen. Die Gründe reichen mittlerweile, wie etwa Spar hier anmerkt, von fehlendem Verpackungsmaterial über Lieferschwierigkeiten und Ernteproblemen bei Rohstoffen bis hin zu steigenden Energiepreisen.

Teurer Treibstoff und teure Energie galten schon vor dem russischen Einmarsch in die Ukraine zusammen mit Lieferkettenproblemen als zentrale Preistreiber. Der Ukraine-Krieg verschärft nun die Situation bei wichtigen Lebensmitteln, wie beispielsweise Weizen, den viele Länder bisher zu einem Großteil aus der Ukraine und Russland beziehen.

Zeiten billiger Lebensmittel vorbei?

Nach den Energiepreisen steigen derzeit die Preise für die wichtigsten Nahrungsmittel am stärksten, heißt es dazu im deutschen Fachmagazin „Agrar heute“, wo man dann auch zum Schluss kommt: „Die Zeiten, in denen Lebensmittel kaum etwas kosteten, sind vorbei.“ Ganz in diesem Sinn rechnet etwa auch der deutsche Handelsverband (HDE) schon bald mit deutlich höheren Einzelhandelspreisen. Und die nächste Preissteigerungswelle „wird sicherlich zweistellig“, wie HDE-Präsident Josef Sanktjohanser gegenüber dpa dazu noch sagte.

Der österreichische Handelsverband geht für den heimischen Lebensmittelhandel von einer ähnlichen Entwicklung aus. In der „ersten Inflationswelle“ seien hierzulande insbesondere die Preise für Butter (plus 22 Prozent im Februar 2022), Öl (plus 12,9 Prozent) und Limonaden (plus zehn Prozent) nach oben geklettert, so Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will. Eine „zweite Teuerungswelle“ könne man in den kommenden Wochen nicht ausschließen. Preissteigerungen seien demzufolge insbesondere bei Fleisch aufgrund der Futtermittel- und Düngerproblematik sowie bei Eiern und Getreideprodukten zu erwarten.

Höchste Inflation seit 40 Jahren

So wie bereits in den Monaten zuvor geht die Teuerungskurve auch im März weiter steil nach oben. Laut einer am Freitag veröffentlichten Schnellschätzung rechnet die Statistik Austria im Vergleich zum Vorjahresmonat mit einer Teuerung von 6,8 Prozent – „so hoch war die Inflation zuletzt im November 1981“.

Die somit auch in österreichischen Supermärkten im Raum stehenden Preiserhöhungen kommen zu einem Zeitpunkt einer steil nach oben steigenden Inflationskurve. Laut einer Statistik-Austria-Schnellschätzung liegt die März-Teuerung bei 6,8 Prozent und damit auf dem höchsten Stand seit November 1981. Im Euro-Raum ist mit der von Eurostat auf 7,5 Prozent geschätzten Inflationsrate die Teuerung schließlich so hoch wie nie zuvor.

Hohe Inflation verändert Konsumverhalten

Die steigenden Lebenshaltungskosten spiegeln sich wenig überraschend auch in den Sorgen der Menschen wider. „Der Anteil der Österreicher, für die das Thema Inflation die höchste Priorität hat, ist binnen eines Jahres von 41 auf aktuell 72 Prozent angestiegen“, so das Meinungsforschungsinstitut Gallup (Sample: 1.000 Onlinebefragungen). Auch das Thema Energie gewinne an Bedeutung, Selbiges gelte für finanzierbares Wohnen, während die Sorge vor Arbeitslosigkeit zurückgehe.

Mehr als die Hälfte jener, die einen Preisanstieg bemerkt haben, planten ihre Ausgaben sorgfältiger, je 50 Prozent stiegen beim Einkaufen auf preiswertere Alternativen um bzw. sparten bei der Energie im Haushalt, 42 Prozent schränkten sich in der Freizeitgestaltung ein. 38 Prozent gaben im März an, weniger mit dem Auto zu fahren, im Jänner waren es 28 Prozent, so das Umfrageergebnis.

Mehrheit erwartet weiteren Anstieg

Von einer baldigen Beruhigung der Teuerungswelle gingen die Österreicherinnen und Österreicher nicht aus, 59 Prozent würden einen starken Preisanstieg in den kommenden zwölf Monaten erwarten. Gleichzeitig sinke die Akzeptanz für die ökosoziale Steuerreform. „Im Oktober 2021 befürworteten noch 45 Prozent der Bevölkerung die CO2-Bepreisung als Maßnahme gegen den Klimawandel, nun beträgt dieser Anteil nur noch 34 Prozent“, rechnete Gallup am Freitag in einer Aussendung vor.

Nur 20 Prozent würden einen sofortigen Ausstieg aus den russischen Energieimporten – ungeachtet des wirtschaftlichen Schadens – unterstützen. 68 Prozent würden die Beendigung der Energieabhängigkeit durch Einsparungen beim Heizen unterstützen. Höhere Preise für Energie im Haushalt würden nur 36 Prozent und höhere Treibstoffpreise nur 33 Prozent der Bevölkerung akzeptieren.