AGES stoppt Besetzung von Medizinmarktaufsicht

Die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) hat die geplante und umstrittene Neubesetzung der Leitung der Medizinmarktaufsicht gestoppt. Ende Jänner sorgte die Bestellung einer bisherigen Pharmalobbyistin für Aufregung, Antikorruptionsfachleute orteten eine Unvereinbarkeit.

Gesundheitsministerium und AGES, bei der die Medizinmarktaufsicht angesiedelt ist, wollten damals noch keinen Interessenskonflikt erkennen. Nun hieß es seitens der AGES, die Neubesetzung werde nicht wie geplant vorgenommen.

„Für große Unruhe gesorgt“

Gestern bestätigte die AGES einen Bericht der „Salzburger Nachrichten“ („SN“), wonach der Posten nicht wie vorgesehen an Helga Tieben geht. Laut „SN“ hätte die bisherige Direktorin für Zulassungsbereich und Innovation im Verband der pharmazeutischen Industrie Pharmig eigentlich bereits am 1. April bei der Medizinmarktaufsicht beginnen sollen und die Leitung Anfang Juni übernehmen. Auch das Gesundheitsministerium bestätigte, dass die Personalentscheidung nicht wie geplant vorgenommen wird.

„In den vergangenen Wochen kam es durch die geplante Neubesetzung der Geschäftsfeldleitung der AGES Medizinmarktaufsicht zu einer negativen Berichterstattung, die auf diesem sensiblen Gebiet für große Unruhe sorgte“, so die AGES in einer schriftlichen Stellungnahme. „Um dem entgegenzuwirken, kam die AGES zu dem Entschluss, dass die Neubesetzung nicht wie geplant vorgenommen wird.“

Fachleute orteten Interessenkonflikte

Die Medizinmarktaufsicht in der AGES hat mehr als 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ist zuständig für Arzneimittelzulassungen, klinische Prüfungen und Überwachung der Arzneimittelsicherheit. Die bisherige Chefin Christa Wirthumer-Hoche geht im Sommer in Pension.

Dass ihre Nachfolgerin mit Tieben ausgerechnet eine bisherige Direktorin der pharmazeutischen Industrie Pharmig hätte werden sollen, sorgte u. a. bei Transparency Österreich für Kritik, Gesundheitsexpertin Claudia Wild sah Ende Jänner „Interessenkonflikte, die sehr offensichtlich auf der Hand liegen“.