OECD erwartet 1,5 Prozentpunkte weniger Wachstum in Europa

Der russische Angriffskrieg in der Ukraine könnte nach Einschätzung der OECD zu einem Rückgang des Wirtschaftswachstums in Europa um ein bis eineinhalb Prozentpunkte führen. Die Inflation könnte je nach Dauer des Krieges „um zwei bis zweieinhalb Prozentpunkte“ steigen, sagte die Chefvolkswirtin der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), Laurence Boone, der französischen Zeitung „Journal du Dimanche“.

Der „Grad der Unsicherheit“ dieser Schätzungen sei zwar hoch, betonte Boone. Dennoch riet sie zu „gründlichen Überlegungen“ über die Ernährungs-, Energie- und digitale Sicherheit sowie die Organisation des Handels. Infolge des Krieges würden die Preiserwartungen für Getreide und Düngemittel, die Russland und die Ukraine exportieren, steigen, sagte Boone. Das könnte „nicht nur die diesjährige Ernte, sondern vielleicht auch die Ernte 2023 beeinträchtigen.“

Boone geht davon aus, dass die Inflation in diesem Jahr zwar hoch bleiben wird, 2023 könnte sie sich jedoch verlangsamen, „je nachdem, wie sich der Krieg entwickelt“. Sie empfahl den Regierungen „eine gezielte Haushaltspolitik, um den Haushalten und Unternehmen zu helfen, die Zeit zu überbrücken“. Exportbeschränkungen sollten jedoch vermieden werden, sagte die Expertin. „Sie haben in der Vergangenheit nie zu guten Ergebnissen geführt, im Gegenteil.“