Deutsche Verteidigungsministerin bringt Gasstopp ins Spiel

Die deutsche Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) hat angesichts der Hinweise auf ein russisches Massaker im Kiewer Vorort Butscha einen Stopp russischer Gaslieferungen ins Gespräch gebracht. „Es muss eine Reaktion geben. Solche Verbrechen dürfen nicht unbeantwortet bleiben“, sagte sie laut Vorabmeldung in der ARD-Sendung „Bericht aus Berlin“, die am Abend ausgestrahlt werden sollte.

Deutsche Verteidigungsministerin Christine Lambrecht
APA/AFP/Kenzo Tribouillard

Im Kreise der EU-Minister müsse ein Stopp der Gaslieferungen „miteinander besprochen werden“, sagte Lambrecht auf eine entsprechende Frage. Deutschland zählt bisher zu den Bremsern innerhalb der EU, was einen Gasboykott betrifft. Auch das stark von russischem Gas abhängige Österreich steht entsprechenden Überlegungen ablehnend gegenüber.

Scholz will Aufklärung

Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) kündigte zuvor härtere Sanktionen gegen Moskau und weitere Hilfen für das ukrainische Militär an. Die Bilder der „hemmungslosen Gewalt“ aus dem Ort Butscha nahe der ukrainischen Hauptstadt Kiew nach dem Rückzug der russischen Truppen seien „unerträglich“, so Baerbock heute auf Twitter. „Die Verantwortlichen für diese Kriegsverbrechen müssen zur Rechenschaft gezogen werden.“

Kanzler Olaf Scholz (SPD) forderte die Aufklärung der „Verbrechen des russischen Militärs“ in Butscha. Russland dementierte die Vorwürfe und nannte die Berichte und Bilder eine „Provokation“ seitens der Ukraine. Sämtliche russische Truppen seien bereits am 30. März aus Butscha abgezogen, behauptete das Verteidigungsministerium laut russischen Agenturberichten. Erste Berichte über zahlreiche Leichen auf Butschas Straßen gab es gestern, am 2. April.

Kuleba fordert härtere Sanktionen von G-7

Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba rief die G-7-Staaten zu härteren Sanktionen gegen Russland auf. „Das Massaker von Butscha war vorsätzlich. Die Russen zielen darauf ab, so viele Ukrainer wie möglich auszulöschen“, schrieb Kuleba am Sonntag auf Twitter. „Wir müssen sie aufhalten und rausschmeißen.“

Dem britischen Sender Times Radio sagte Kuleba, es habe sich bei den Getöteten weder um Guerilla-Kämpfer noch um Menschen gehandelt, die den Russen Widerstand geleistet hätten. Sie seien aus Ärger und reiner Mordlust getötet worden. Er fügte hinzu: „Russland ist schlimmer als der IS, Punkt.“ Russland schweigt bisher zu den Ereignissen in Butscha und anderen von ihnen besetzten Gebieten sowie den Kriegsverbrechensvorwürfen.