Sänger Jon Batiste singt während der Verleihung der Grammy’s
APA/AFP/Getty Images/Rich Fury
Gala in Las Vegas

Jon Batiste holt fünf Grammys ab

Jon Batiste, Olivia Rodrigo und Silk Sonic haben bei den diesjährigen Grammys die Musikpreise in den Hauptkategorien abgeräumt. Batiste gewann bei der Gala am Sonntagabend in Las Vegas insgesamt fünf Auszeichnungen, darunter den Grammy in der Kategorie „Album des Jahres“ für „We Are“. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bat bei der Grammy-Gala per Videobotschaft um Unterstützung für sein Land.

Der 35-jährige Batiste war zuvor mit insgesamt elf Nominierungen als Favorit in die Gala gegangen. Er glaube eigentlich gar nicht daran, dass es so etwas wie einen besten Künstler gebe, sagte der 35-Jährige im schwarzen Glitzerumhang bei seiner Dankesrede. „Die kreativen Künste sind subjektiv und sie finden einen Menschen an einem bestimmten Punkt in seinem Leben, wenn er es am meisten braucht.“

Sängerin Rodrigo gewann insgesamt drei Grammys, darunter den als beste neue Künstlerin. „Damit ist mein größter Traum wahr geworden“, sagte die 19-Jährige unter Tränen und erzählte in einer späteren Dankesrede auch noch, dass sie bereits als Neunjährige ihrer Mutter gesagt habe, dass sie eines Tages einen Grammy gewinnen werde.

Sängerin Olivia Rodrigo während der Verleihung der Grammy’s
Reuters/Mario Anzuoni
Rodrigo wurde unter anderem als beste Newcomerin ausgezeichnet

„In der Branche nennt man das Abräumen“

Das Duo Silk Sonic, bestehend aus Bruno Mars (36) und Anderson Paak (36), gewann mit dem Song „Leave the Door Open“ in den Kategorien „Aufnahme des Jahres“ und „Song des Jahres“. „Wir versuchen ja wirklich bescheiden zu bleiben, aber in der Branche nennt man das Abräumen“, so Paak mit der Ankündigung: „Die Getränke gehen heute alle auf Silk Sonic.“

Die 64. Grammy-Gala war ursprünglich für den 31. Jänner geplant gewesen, wurde dann aber wegen der rasanten Ausbreitung der hochinfektiösen Omikron-Variante des Coronavirus verschoben und fand nun erstmals in Las Vegas sowohl drinnen als auch draußen statt, das Publikum saß zum großen Teil an kleinen Tischen. „Wir haben es geschafft, Leute, besser spät als nie“, sagte Moderator Noah. Rund 13.000 Mitglieder der Recording Academy entscheiden über die Preisträger der Grammys, die zu den begehrtesten Musikpreisen der Welt zählen.

Mitglieder von Bühnencrews im Scheinwerferlicht

Stars und Bands wie Billie Eilish, Brandi Carlile, Lil Nas X, die Brothers Osborne, BTS, Justin Bieber, H.E.R., Nas, Lenny Kravitz und Lady Gaga traten bei der Veranstaltung auf. Anmoderiert wurden sie teilweise von Mitgliedern ihrer Bühnencrew, die dadurch nach der langen Pandemiezeit ohne Liveauftritte besonders geehrt werden sollten.

Die Band Silk Sonic während eines Auftritts während der Verleihung der Grammy’s
APA/AFP/Getty Images/Rich Fury
Silk Sonic holten den Grammy für die Aufnahme des Jahres und den Song des Jahres

Für besondere Aufmerksamkeit sorgten auch zwei selten gewordene Gäste: Die gesundheitlich angeschlagene 78-jährige Sängerin Joni Mitchell moderierte unter sichtlichen Mühen ihre Kollegin Carlile an und der an Alzheimer erkrankte Tony Bennett in einem kurzen Video seine frühere Duettpartnerin Lady Gaga. „Ich liebe dich, Tony. Wir vermissen dich“, sagte Lady Gaga nach ihrem Auftritt.

„Und jetzt wäre der Moment der Show gekommen, in dem ich die Foo Fighters angekündigt hätte“, sagte Moderator Noah danach. Nach dem überraschenden Tod ihres Schlagzeugers Taylor Hawkins vor wenigen Tagen im Alter von nur 50 Jahren hatte die Band ihren Grammy-Auftritt abgesagt und konnte die drei gewonnenen Preise nicht persönlich in Empfang nehmen. Hawkins’ wurde wie zahlreicher weiterer, im vergangenen Jahr gestorbener Musikstars bei der Gala speziell gedacht.

Videobotschaft von Selenskyi

Im Gegensatz zur Oscar-Gala meldete sich bei der Grammy-Vereleihung auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj zu Wort. In einer vorab aufgezeichneten Videobotschaft bat er um Unterstützung für sein Land. Nichts sei gegenteiliger zu Musik als die „Stille von zerstörten Städten und getöteten Menschen“, sagte Selenskyj. Russland bringe „mit seinen Bomben eine schreckliche Stille“ in die Ukraine. „Füllt die Stille mit eurer Musik, füllt sie heute, um unsere Geschichte zu erzählen!“

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in einer Videobotschaft während der Verleihung der Grammy’s
AP/Chris Pizzello
Selenskyjs Appell: „Füllt die Stille mit eurer Musik“

Selenskyj sagte, er träume davon, dass die Menschen in den umkämpften ukrainischen Städten wieder frei leben könnten – „so frei wie ihr auf der Grammy-Bühne“. Danach sang US-Sänger John Legend gemeinsam mit ukrainischen Musikerinnen einen der Ukraine gewidmeten Song. Bereits im Vorfeld der Oscar-Gala am vorherigen Wochenende hatten Stars gefordert, dass Selenskyj zugeschaltet werden sollte, daraus war jedoch nichts geworden.

Auftakt mit Anspielung auf Smith-Ohrfeige

Auch die Veranstalter der Grammys versuchten, die Gala weitgehend fröhlich und sorglos zu gestalten. „Seht es gar nicht als Preisverleihung. Seht es als Konzert, wo es auch Preise gibt“, sagte Moderator Noah zum Auftakt – bevor er auf den Ohrfeigeneklat um Schauspieler Will Smith bei der Oscar-Gala vor einer Woche anspielte: „Wir werden Musik hören, wir werden tanzen, wir werden singen, wir werden die Namen von Menschen aus unseren Mündern lassen und wir werden Auszeichnungen vergeben.“

Bei der Oscar-Verleihung hatte Schauspieler Smith dem Komiker Chris Rock auf der Bühne eine Ohrfeige gegeben, nachdem dieser einen Witz über Smiths Frau Jada Pinkett gemacht hatte. Danach hatte Smith, der später noch den Oscar als bester Hauptdarsteller für seine Rolle in „King Richard“ gewann, von seinem Platz aus noch zweimal gerufen: „Lass den Namen meiner Frau aus deinem verdammten Mund!“