Türkische Inflationsrate steigt auf mehr als 61 Prozent

Die türkischen Verbraucherpreise sind im März so stark gestiegen wie seit 20 Jahren nicht mehr. Sie legten um 61,14 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zu, wie das Statistikamt heute mitteilte.

Von Reuters befragte Ökonomen hatten sogar eine Teuerungsrate von 61,6 Prozent erwartet, nachdem diese im Februar noch bei rund 54 Prozent gelegen war. Fachleute gehen davon aus, dass die Inflationsrate auch am Jahresende noch bei mehr als 50 Prozent stehen wird – nicht zuletzt infolge der nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine stark gestiegenen Energiepreise.

Teuerungsrate von fünf Prozent angestrebt

Die türkische Zentralbank strebt eine Teuerungsrate von fünf Prozent an, wird dieses Ziel nach eigenen Prognose aber auch im kommenden Jahr deutlich verfehlen: Dann soll das Plus bei durchschnittlich 8,2 Prozent liegen. Die Inflation lag in den vergangenen fünf Jahren meist im zweistelligen Bereich, was an den Einkommen und Ersparnissen der Türken zehrt.

Fachleute geben der Notenbank eine Mitschuld an der Entwicklung. Sie hat trotz der drastischen Abwertung der Landeswährung Lira ihren Leitzins in der zweiten Jahreshälfte 2021 schrittweise von 19,0 auf 14,0 Prozent gesenkt. Dabei müsste sie nach Einschätzung der meisten Ökonomen und Ökonominnen das Gegenteil tun, nämlich mit höheren Zinsen die eigene Währung attraktiver machen.