Äthiopien: Berichte über Kriegsverbrechen in Tigray

Systematische Massenvertreibungen, Vergewaltigungen, Plünderungen und brutale Tötungen: In der umkämpften Tigray-Region des ostafrikanischen Staates Äthiopien begehen Sicherheitskräfte laut einem aktuellen Menschenrechtsbericht schwerwiegende Kriegsverbrechen.

Die Menschenrechtsgruppen Amnesty International und Human Rights Watch (HRW) veröffentlichten gestern einen Bericht, wonach vor allem Sicherheitskräfte aus der Region Amhara für diese Übergriffe im Westen des Bundesstaates Tigray verantwortlich sind.

Sie fänden mit der Billigung und möglichen Beteiligung äthiopischen Militärs statt, heißt es darin. In dem Bericht ist von einer ethnischen Säuberungskampagne gegen Tigrays Zivilbevölkerung die Rede, die als Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu werten sei.

Auch regionale Behördenvertreter sollen beteiligt sein. Der Zugang zur Region sei stark eingeschränkt worden, sodass humanitäre Hilfe kaum ankommt und Hunderttausende von Hungersnot bedroht sind.

Der Konflikt zwischen der Zentralregierung in Addis Abeba und der Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) begann vor rund anderthalb Jahren. Mit knapp 115 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern ist der Vielvölkerstaat Äthiopien das Land mit der zweitgrößten Bevölkerung Afrikas. Er galt lange Zeit als Stabilitätsanker der Region.