Tschernobyl-„Chefliquidator“ Andrejew gestorben

Der Leiter der Aufräumarbeiten in Tschernobyl, Juri Andrejew, ist am 23. März im 85. Lebensjahr in Wien gestorben. Das teilte die Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb von der Universität für Bodenkultur (BOKU) heute laut APA mit.

Andrejew galt als „Chefliquidator“ des Reaktorunfalls, der wenige Wochen nach der Katastrophe am 26. April 1986 nach Tschernobyl geschickt wurde und fünf Jahre lang maßgebend an den Dekontaminationsarbeiten beteiligt war.

Juri Andrejew
AP/Efrem Lukatsky

Der 1938 in Wladiwostok geborene Nuklearexperte kam 1992 auf Einladung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften nach Österreich und lebte seither mit seiner Frau in Wien. 1999 wurde er österreichischer Staatsbürger. In Wien arbeitete er als Ingenieurkonsulent und Universitätslektor an der Uni Wien und der BOKU.

Etliche leitende Positionen

Andrejew arbeitete nach seinem Studium am Institut für Zivile Technologie für Wasser- und Lufthygiene in St. Petersburg als Entwicklungsingenieur und Projektmanager im ABC-Abwehrlabor in Moskau und wurde im Mai 1986 von der Armee zum Ministerium für Nuklearindustrie als Berater für Notfallmaßnahmen in Tschernobyl abgestellt.

Er war als Spezialist für Katastrophenmaßnahmen bis 1991 in verschiedenen Funktionen für die Dekontamination im Gebiet um den Unglücksreaktor verantwortlich.

Unter anderem war er Generaldirektor für Forschung und Entwicklung des Industriekomplexes für Dekontaminationsmaßnahmen, Spetsatom, Chefingenieur für Notfallplanung bei der sowjetischen Organisation für Service und Reparatur im Bereich Kernenergie, Atomenergoremont, Forschungschef im Spetsatom-Emergency-Center in Tschernobyl und Mitglied der Russischen Nationalen Kommission für Nuklearunfälle.