Sänger und Songwriter Ed Sheeran mit Mikrofon auf der Bühne
APA/AFP/Tolga Akmen
„Oh Why“ vs. „Oh I“

Ed Sheeran gewinnt „Shape of You“-Prozess

Der britische Popstar Ed Sheeran hat den Urheberrechtsprozess um seinen Welthit „Shape of You“ gewonnen. Der Londoner High Court urteilte am Mittwoch, dass der 31-Jährige keine Teile der Melodie von einem anderen Song plagiiert habe. Sheeran habe „weder absichtlich noch unbewusst“ Teile von „Oh Why“ übernommen, sagte Richter Antony Zacaroli.

Die Musiker Sami Chokri und Ross O’Donoghue hatten Sheeran vorgeworfen, Teile der Melodie ihres Songs „Oh Why“ übernommen zu haben. Ihr Anwalt Andrew Sutcliffe sagte vor Gericht, Sheeran müsse „Oh Why“ bei der Entstehung von „Shape of You“ 2016 „bewusst oder unbewusst“ im Kopf gehabt haben. Zwischen den Werken gebe es eine „unbestreitbare Ähnlichkeit“, wurde argumentiert.

Die Kläger behaupteten, dass der Refrain „Oh I, oh I, oh I“ im Refrain von „Shape of You“ der Zeile „Oh why, oh why, oh why“ in ihrem Song „auffallend ähnlich“ sei. Sheeran sei zweifellos „sehr talentiert, er ist ein Genie“. Aber manchmal sei er auch eine „diebische Elster“: Er borge für seine Lieder die Ideen anderer aus und streite es ab, wenn er glaube, „dass er das ungestraft tun kann“.

Songwriter Sami Chokri
Reuters/Henry Nicholls
Der Songwriter Sami Chokri hatte Ed Sheeran geklagt – und letztlich nicht recht bekommen

Elftägiger Prozess mit Gesangseinlagen

Sheeran und seine beiden Koautoren Steven McCutcheon und John McDaid wiesen die Anschuldigungen zurück, wonach sie Ideen von unbekannten Songwritern „ausleihen“ würden. Sheeran gab an, stets fair gewesen zu sein, wenn es darum ging, all jene zu nennen, die zu seinem Alben beigetragen haben. Während des elftägigen Prozesses hatte Sheeran unter anderem gesungen und Melodien gesummt, um die Vorwürfe zu entkräften.

Richter: „Zwingende Beweise“

Richter Zacaroli sagte in der Urteilsverkündung, er habe die musikalischen Elemente der beiden Songs analysiert und festgestellt, dass es „zwingende Beweise dafür gibt, dass die ‚OI (Oh I)-Phrase‘ aus anderen Quellen als ‚Oh Why‘ stammt“. So gebe es „zwar Ähnlichkeiten zwischen der ‚OW (Oh Why)-Phrase‘ und der ‚OI (Oh I)-Phrase‘, aber auch erhebliche Unterschiede“, sagte der Richter.

„Prozesses schadet Kreativität“

Sheeran hatte „Shape of You“ gemeinsam mit McDaid und McCutcheon komponiert, der 2017 veröffentlichte Song gilt als sein bisher größter Erfolg – entsprechend aufsehenerregend war der Prozess. Nach dem Urteil prangerten Sheeran und seine Mitstreiter die „Kultur“ von unbegründeten Klagen an, die darauf abzielen würden, Geld aus Künstlern herauszuquetschen.

Der Stress durch den Prozess schade auch der Kreativität, bedeute weniger Zeit zum Musikmachen und fordere einen emotionalen Tribut, sagten sie. „Es ist so schmerzhaft, wenn jemand öffentlich und aggressiv deine Integrität infrage stellt“, gab das Trio an. „Es ist so schmerzhaft, wenn man sich gegen Anschuldigungen verteidigen muss, dass man etwas getan hat, was man nicht getan hat und niemals tun würde.“

Unmittelbar nach dem Urteilsspruch postete Chokri auf Instagram ein Video von zwei im Meer schwimmenden Menschen und versah die Szene mit einem Kommentar: „Durch die Verzweiflung habe ich einen direkten Weg zur Dankbarkeit gefunden.“ Und weiter: „Ich bin reich – an Liebe, Freunden und Familie. Das ist der Anfang, nicht das Ende.“