Familien warten auf einen Zug am Bahnhof von Kramatorsk.
APA/AFP/Fadel Senna
Ukraine-Krieg

Tausende fliehen vor Russen aus Donbas

Tausende Menschen versuchen nun vor der russischen Armee aus der ukrainischen Region Donbas, in der sich die von Russland anerkannten Separatistengebiete Luhansk und Donezk befinden, zu fliehen, wie die BBC am Mittwoch berichtete. Hintergrund sind die Bewegungen der russischen Armee, die ihren Fokus nun auf die Ostukraine legt.

Die Angst vor den russischen Truppen ist nach Bekanntwerden der russischen Gräueltaten in Butscha groß. Kiew hatte die Einwohner und Einwohnerinnen der Ostukraine wegen einer befürchteten russischen Großoffensive zum Verlassen der Region aufgerufen. Die Regionalbehörden „rufen die Bevölkerung dazu auf, diese Gebiete zu verlassen, und tun alles, damit die Evakuierungen organisiert ablaufen“, erklärte Vizeregierungschefin Iryna Wereschtschuk nach Angaben des Integrationsministeriums auf Telegram am Mittwoch. Das müsse „jetzt“ geschehen, andernfalls riskiere man, dass Menschen sterben.

Die ukrainische Regierung geht von einem anstehenden Großangriff im Süden und Osten des Landes aus. An einer der wichtigsten Frontlinien im ostukrainischen Donbas bereiten sich die ukrainischen Streitkräfte derzeit darauf vor. „Wir wissen, dass die Russen stärker werden und sich auf einen Angriff vorbereiten“, sagte ein Offizier und verwies insbesondere auf vermehrte Flüge russischer Hubschrauber.

Familien warten auf einen Zug am Bahnhof von Kramatorsk.
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Familien warten am 5. April auf dem Bahnhof von Kramatorsk

Zahlreiche Menschen hängen an Bahnhöfen fest

Laut BBC hängen etwa im Bahnhof von Kramatorsk seit Tagen zahlreiche Familien fest. Laut dem BBC-Bericht eines Korrespondenten in der Ukraine leeren sich die Dörfer, Kleinstädte und Städte, durch welche das BBC-Team in der Region gefahren ist. Es gebe kaum noch Anzeichen von Menschen in den besiedelten Gebieten, hieß es weiter. Teils versteckten sich die Menschen, etwa in Bunkern, oder seien geflüchtet, so die BBC weiter.

Angriffe auf Städte in der Ukraine

Die russischen Truppen setzen ihre Angriffe auf die Ukraine fort. Vor allem im Osten und Süden des Landes werden Städte mit schwerer Artillerie beschossen.

Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine haben sich 2,52 Millionen Menschen in Polen in Sicherheit gebracht. Das teilte der polnische Grenzschutz am Mittwoch auf Twitter mit. Allein am Dienstag waren es 21.000 Flüchtlinge, ein Anstieg um 13 Prozent im Vergleich zum Tag zuvor. In Richtung Ukraine überquerten seit Kriegsbeginn 485.000 Menschen die Grenze.

Familien warten vor einem Zug am Bahnhof von Kramatorsk.
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Der Bahnof von Kramatorsk am 5. April

Österreich vor allem Transitland

Dabei handelt es sich nach früheren Angaben zum größten Teil um Ukrainer, die gegen die russischen Truppen kämpfen wollten. Andere kehrten zurück, um sich um Kinder oder hilfsbedürftige Angehörige zu kümmern.

Es gibt derzeit keine offiziellen Angaben, wie viele der Kriegsflüchtlinge in Polen geblieben und wie viele bereits in andere EU-Staaten weitergereist sind. Nach Deutschland kamen mehr als 310.000 Menschen. In Österreich sind rund 244.000 Ukrainer und Ukrainerinnen angekommen, nach wie vor reist ein großer Teil der Vertriebenen in andere europäische Länder weiter. Rund 48.000 Personen haben sich bisher in Österreich registrieren lassen.

Die Ukraine – flächenmäßig das größte Land in Europa – hatte vor dem russischen Einmarsch am 24. Februar mehr als 44 Millionen Einwohner. Polen und die Ukraine verbindet eine mehr als 500 Kilometer lange Grenze.

Über 7,1 Millionen Binnenvertriebene

Die Zahl der Binnenvertriebenen in der Ukraine stieg laut der Organisation für Migration (IOM) auf über 7,1 Millionen Menschen. Die UNO-Organisation gab die jüngste Schätzung am Dienstag in Genf bekannt. Vor zwei Wochen hatte die IOM noch von rund 6,5 Millionen Menschen gesprochen. „Menschen müssen wegen des Krieges noch immer ihre Häuser verlassen, und die Nachfrage an humanitärer Hilfe dort steigt weiter stark“, sagte IOM-Generaldirektor Antonio Vitorino.

Wehrschütz (ORF) über die aktuelle Lage in der Ukraine

ORF-Korrespondent Christian Wehrschütz berichtet über die aktuellen Geschehnisse in der Ukraine.

Laut Umfragen seiner Organisation war mehr als ein Drittel der vertriebenen Haushalte im vergangenen Monat ohne Einkommen. In mehr als der Hälfte dieser Haushalte lebten Kinder und ältere Menschen. In 30 Prozent der Haushalte lebten chronisch kranke Patienten. Die Zahl der Menschen, die seit Beginn der russischen Invasion aus der Ukraine ins Ausland geflüchtet sind, beträgt laut den jüngsten Daten des UNO-Flüchtlingshochkommissariats (UNHCR) über 4,2 Millionen.