Vor 30 Jahren brach der Bosnien-Krieg aus

Heute jährt sich der Ausbruch des Bosnien-Krieges zum 30. Mal. Am 6. April 1992 wurde Bosnien-Herzegowina von den USA und einen Tag darauf auch von der Europäischen Gemeinschaft (EG) als unabhängiger Staat anerkannt. 99 Prozent der Wähler hatten sich zuvor für die Unabhängigkeit ausgesprochen – die serbische Volksgruppe, die 31 Prozent der Bevölkerung in Bosnien ausmachte, hatte das Referendum großteils boykottiert.

Schon wenige Tage nach der Anerkennung des neuen Staates begannen in der Hauptstadt Sarajevo erste heftige Kämpfe. Die Blockade der Stadt dauerte 1.420 Tage. Etwa 10.000 Einwohner der Hauptstadt kamen ums Leben, darunter 1.600 Kinder.

UN-Konvoi in Bosnien-Herzegowina, 1994
APA/AFP/Anp/Ed Oudenaarden

Die bosnisch-serbische Führung verhängte am 2. Mai 1992 über die bosniakisch-kroatischen Stadtteile Sarajevos offiziell eine Blockade und unterbrach die Wasser- und Stromversorgung. Ab 1993 wurde die Stadt durch einen nahe dem Flughafen Butmir errichteten Tunnel mit Nahrungsmitteln und Medikamenten versorgt, der auch zur Evakuierung diente. Den heftigen Kämpfen in Sarajevo folgten zwischen dem 11. und dem 15. April 1992 auch Gefechte anderswo im Land.

Massaker von Srebrenica

Am 11. Juli 1995 nahmen Truppen der bosnischen Serben unter dem Kommando von Oberbefehlshaber Ratko Mladic die muslimische Enklave Srebrenica im Osten Bosniens an der Grenze zu Serbien ein. Was danach folgte, ging als das größte Massaker in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg in die Geschichtsbücher ein: Laut einem Bericht einer Untersuchungskommission, der auch von der bosnisch-serbischen Regierung angenommen wurde, wurden etwa 7.800 bosnische Muslime ermordet. Als einziges Ereignis im Bosnien-Krieg erfüllt es nach Einschätzung des Haager UNO-Kriegsverbrechertribunals den Tatbestand des Völkermordes.

Das Internationale Jugoslawien-Tribunal in Den Haag (ICTY) verurteilte später die zwei Hauptdrahtzieher des Massakers, den damaligen bosnisch-serbischen Präsidenten Radovan Karadzic und Mladic, wegen Völkermordes zu langen Haftstrafen. Spitzenpolitiker im serbischen Landesteil von Bosnien, der Republika Srpska, leugnen den Genozid bis heute.

Kriegsende mit Dayton-Abkommen

Im Dezember 1995 wurde der Bosnien-Friedensvertrag in Paris unterzeichnet. Die damaligen Präsidenten Serbiens, Kroatiens sowie der Vorsitzende des bosnischen Staatspräsidiums, Slobodan Milosevic, Franjo Tudjman und Alija Izetbegovic, unterschrieben das Abkommen am 14. Dezember 1995. Ausgehandelt worden war es in dreiwöchigen Verhandlungen unter Ausschluss der Öffentlichkeit auf einem US-Stützpunkt bei Dayton. Der dreijährige Bosnien-Krieg war mit dem Dayton-Abkommen beendet.

Die bosnischen Serben beharren bis heute auf dem Friedensvertrag von Dayton, aber stellen gleichzeitig in regelmäßigen Abständen die Existenzberechtigung des bosnischen Staates infrage. Die bosnischen Kroaten wünschen einen größeren Einfluss innerhalb der Bosniakisch-Kroatischen Föderation oder überhaupt eine eigene Entität, während sich die Bosniaken – die größte ethnische Gruppe – für eine größere Zentralisierung des Staates einsetzen.