Tschechisches Parlament erkennt Holodomor als Völkermord an

Das tschechische Parlament hat den Holodomor in den Jahren 1932 und 1933 als Genozid am ukrainischen Volk eingestuft und verurteilt. Eine entsprechende Entschließung wurde heute in Prag mit 125 Ja-Stimmen bei keinen Gegenstimmen verabschiedet. Als Holodomor (Mord durch Hunger) wird eine durch die stalinistische Politik Moskaus verursachte Hungersnot in der früheren Sowjetunion bezeichnet, der bis zu vier Millionen Ukrainer zum Opfer fielen.

In der Entschließung heißt es, Tschechien erkenne „die künstlich herbeigeführte Hungersnot“ als ein „erschütterndes Genozidverbrechen gegen das ukrainische Volk und gegen die Menschlichkeit“ an. Bereits vor 15 Jahren hatte das Parlament in Prag den Holodomor als Werk eines „monströsen totalitären Regimes“ verurteilt, war aber nicht so weit gegangen wie diesmal.

Angesichts der russischen Invasion in die Ukraine begleiche man nun eine historische Schuld, sagte Parlamentspräsidentin Marketa Pekarova-Adamova. Die Beziehungen zwischen Prag und Moskau gelten seit Langem als zerrüttet. Erst vor wenigen Tagen wies Tschechien wegen des Vorwurfs der Geheimdiensttätigkeit einen russischen Diplomaten aus. Die Regierung in Prag unterstützt zugleich die Ukraine mit Rüstungslieferungen und humanitärer Hilfe.