Lebensmittelkrise: Welthungerhilfe rechnet mit mehr Flüchtlingen

Die Lebensmittelkrise als Folge des Ukraine-Krieges wird nach Einschätzung der deutschen Welthungerhilfe zu neuen Flüchtlingsbewegungen aus ärmeren Ländern führen. „Wir sehen ganz real in den Ländern, in denen wir arbeiten, wie dramatisch die Lage ist. Die Menschen werden keine andere Möglichkeit für sich sehen, als sich auf den Weg zu machen“, sagte der Generalsekretär der Welthungerhilfe, Mathias Mogge, der Düsseldorfer „Rheinischen Post“.

Der Migrationsdruck auch nach Europa werde sich infolge von Hungersnöten verstärken. Hintergrund seien unter anderem die Preissprünge von bis zu 70 Prozent seit Kriegsbeginn für Getreide, das bisher zu einem großen Teil aus der Ukraine und aus Russland importiert wird. „Deswegen muss die internationale Gemeinschaft jetzt schnell handeln“, mahnte Mogge.

Aktuell bezifferten die Vereinten Nationen den Finanzbedarf für humanitäre Hilfen weltweit auf 43 Milliarden Dollar (39 Mrd. Euro). „Das ist der höchste Bedarf, den es je gegeben hat.“ Bisher seien von der internationalen Staatengemeinschaft aber nur 3,6 Milliarden Dollar zugesagt worden. „Wir brauchen direktere Hilfen für einzelne Länder und einen Schuldenschnitt“, forderte Mogge.

Bis zu 47 Mio. mehr Menschen von Hunger und Armut bedroht

Das UNO-Welternährungsprogramm (WFP) rechnet indes aufgrund des Ukraine-Krieges mit Dutzenden Millionen Menschen mehr in Hunger und Armut. „Je nach Dauer des Krieges könnten zwischen 33 und 47 Millionen Menschen zusätzlich in Hunger und Armut abrutschen“, sagte der Direktor des WFP in Deutschland, Martin Frick, der dpa. Die Zahl der akut Hungernden sei schon vor Beginn des Krieges mit 276 Millionen Menschen auf einem traurigen Rekordniveau gelegen.

Heute treffen sich die Agrarministerinnen und Agrarminister der EU-Staaten, um über die Auswirkungen der Ukraine-Krise und mögliche Lösungen zu sprechen. Frick appellierte: Kurzfristig brauche es mehr Geld für humanitäre Hilfe. „Gleichzeitig müssen die weltweiten Ernährungssysteme umgebaut werden, damit sie weniger anfällig für solche Krisen sind.“