Haben sich russische Soldaten in Tschernobyl verstrahlt?

Der Bürgermeister von Slawutytsch, das in der Nähe des kaputten AKW Tschernobyl liegt, wirft der russischen Armee vor, in Kauf genommen zu haben, dass die eigenen Soldaten, die sich wochenlang in der Sperrzone aufgehalten haben, radioaktiv verstrahlt werden. Juri Fomitschew beschreibt in einem Interview mit dem russischen Exilmedium Meduza die drohenden Folgen.

Die russischen Truppen seien „nicht die hellsten“ gewesen, wenn sie geglaubt hätten, via Tschernobyl sei der beste „‚grüne Korridor‘ für einen Einmarsch in Kiew“. Dass sich die Soldaten dort wochenlang aufhielten, werde für sie „schwere Folgen haben, denn die Tschernobyl-Sperrzone vergibt so etwas nicht“.

„Ganzen Monat radioaktiven Staub eingeatmet“

Als Marschroute sei das Gebiet wirklich bequem für die russischen Truppen gewesen. Aber die Sperrzone erfordere ein „besonderes Verhalten“. Dort könne man nicht mit schweren Fahrzeugen herumfahren, den ganzen radioaktiven Staub aufwirbeln und einatmen. „Das haben sie aber getan: Sie haben einen ganzen Monat lang den radioaktiven Staub eingeatmet“, so Fomitschew.

In Abwandlung eines bekannte Sprichworts sagte der Bürgermeister: „Die russischen Truppen haben Tschernobyl verlassen, aber Tschernobyl wird sie nie verlassen.“ Die Zahl der Todesopfer als Folge radioaktiver Vergiftung werde jene der Gefallenen vielfach übersteigen, so der Bürgermeister.