Jemen: Präsident Hadi gibt die Macht ab

Es ist die größte politische Zäsur nach sieben Jahren Bürgerkrieg: Im Jemen hat Präsident Abed Rabbo Mansur Hadi seine Macht überraschend an einen neu gegründeten Präsidialrat abgetreten. Das Gremium solle das Land übergangsweise führen und mit den verfeindeten Huthi-Rebellen über eine „endgültige und umfassende“ Lösung des laufenden Konflikts verhandeln. Das meldete die staatliche Nachrichtenagentur Saba heute. Der Präsidialrat gilt als ein möglicher Schritt hin zu einem Ende des verheerenden Kriegs.

Die Befugnisse Hadis, der seit 2012 amtierte, würden unwiderruflich übertragen, hieß es in dem Dekret. Der Rat solle den Jemen politisch, militärisch und mit Blick auf Sicherheitsfragen für eine Übergangszeit leiten, bis „vollständiger Frieden“ herrsche. Geführt werden soll der achtköpfige Rat von Ex-Innenminister Raschad al-Alimi. Die Ratsmitglieder stammen aus sehr unterschiedlichen Lagern, bilden aber einen neuen Block, geeint durch den gemeinsamen Feind der Huthi-Rebellen.

Zehntausende Tote

Die schiitischen Huthis, die vom Iran unterstützt werden, hatten das Land auf der Arabischen Halbinsel 2014 überrannt. Seit 2015 versuchte die Hadi-Regierung mit Hilfe Saudi-Arabiens und weiterer Verbündeter, die Rebellen zurückzudrängen. Der Krieg hat das Land zermürbt und in eine humanitäre Katastrophe gestürzt. Das Analyseprojekt ACLED zählte seit 2015 mehr als 150.000 Todesopfer des Krieges, darunter 14.000 Zivilisten.

Der 76 Jahre alte Hadi war in einer Wahl ohne Gegenkandidaten zum Interimsstaatschef bestimmt worden. Während des Huthi-Vormarschs floh er ins Exil nach Riad. Kritiker sahen ihn als Hürde auf dem Weg zum Frieden und als Marionette von Saudi-Arabiens Militärbündnis. „Er war schwach, korrupt und unfähig, ein starkes Bündnis gegen die Huthis zu bilden“, schrieb Forscher Thomas Juneau von der Universität Ottawa. Zugleich war der von den Vereinten Nationen anerkannte Präsident ein letztes Symbol staatlicher Legitimität.