Selenskyj beklagt Wartezeit bei Waffenlieferungen

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat das Warten auf große Rüstungsgüter aus dem Westen beklagt. Sein Land müsse immer noch um Ausrüstung bitten und höre als Antwort stets, dass es auf Kampfjets, Raketenabwehr- und Schiffsabwehrwaffen warten müsse, sagte Selenskyj heute in einer Videoansprache vor dem finnischen Parlament in Helsinki.

„Sie sagen uns, dass wir warten müssen in der Situation, in der wir wegen der russischen Angriffe täglich Hunderte von Menschen verlieren, in der Dutzende unserer Städte zerstört worden sind.“ Finnland sei dagegen schnell dabei gewesen, seinem Land Verteidigungsausrüstung bereitzustellen.

Wenn Länder für ihre Freiheit kämpften, brauchten sie Hilfe, so Selenskyj. Kleinere Länder verstünden das besser als größere. Man müsse große Staaten von der Notwendigkeit von Sanktionen überzeugen, die von Russland nicht umgangen werden könnten. „Wir müssen alle wirtschaftlichen Beziehungen zu diesem Land abbrechen.“

NATO: Können Kiew auf Jahre mit Waffen beliefern

Die NATO-Staaten sind bereit, die Ukraine auf Jahre hinaus für den Kampf gegen Russland mit Waffen zu beliefern. Das bekräftigte NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg zuvor in einem Interview mit dem britischen Radiosender BBC4.

Er könne nicht auf einzelne Waffensysteme eingehen, sagte Stoltenberg, aber die Effekte der bereits in die Ukraine gelangten Waffen seien jeden Tag zu beobachten. „Wir sehen all das zerstörte russische Kriegsgerät und wir sehen, dass die Ukraine die Fähigkeit hat, russische Raketen und Flugzeuge abzuschießen“, so der Generalsekretär des westlichen Verteidigungsbündnisses. Er fügte hinzu: „Die Alliierten sind bereit, mehr und auch modernere und schwerere Waffen zu liefern.“

Nachdem die Lieferung schwerer Waffen aus Sorge vor einer Eskalation des Konflikts bisher nicht zur Debatte gestanden war, hatten die NATO-Außenminister bei ihrem Treffen am Mittwoch in Brüssel einen Kurswechsel eingeläutet.

„Wettlauf mit der Zeit“ für beide Seiten

Nach der Entscheidung Russlands, den Vorstoß nach Kiew aufzugeben, positionieren sich derzeit beide Kriegsparteien um. Während der Krieg vor allem im Osten und Süden weitergeht, hat für Russland wie die Ukraine ein „Wettlauf mit der Zeit“ begonnen, analysiert Oberst Berthold Sandtner gegenüber ORF.at – unter anderem um Waffenlieferungen, wie sie die NATO nun angekündigt hat. Und es gibt Hinweise, dass Russland davon ausgeht, dass der Krieg noch länger dauern wird.

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