Nehammer-Besuch: Kiew erwartet aktives Engagement

Die heutige Reise von Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) nach Kiew werde nicht nur zu einem größeren Verständnis für die Ukraine führen. Man erwarte sich als Konsequenz von Nehammers Besuch auch eine konstruktive Rolle Österreichs bei aktuellen Sanktionsfragen in Bezug auf Russland sowie ein aktives Engagement beim Wiederaufbau des Landes, sagte der ukrainische Botschafter in Wien, Wasyl Chymynez, der APA.

Aktive Rolle bei Wiederaufbau

Die geplanten Gespräche Nehammers mit Präsident Wolodymyr Selenskyj seien insbesondere im Zusammenhang mit Erwartungen relevant, dass Österreich eine aktive Rolle beim Wiederaufbau der Ukraine spielen werde.

„Die Bundesregierung und die österreichische Wirtschaft könnten sich hier in vielen Bereichen stark engagieren“, betonte der Diplomat. Viele Krankenhäuser seien zerstört worden, Brücken und Straßen müssten aufgebaut und erneuert werden, es gelte, Kriegsschäden zu beseitigen sowie Menschen zu helfen, in ihr normales Leben zurückzukehren.

Konkret sprach Chymynez auch davon, dass die Ukraine in den befreiten Gebieten rund um Kiew so schnell wie möglich mit dem Wiederaufbau beginnen möchte. Abgesehen von der ukrainischen Hauptstadt soll der österreichische Bundeskanzler auch die Stadt Butscha in der Region Kiew besuchen, wo in den letzten Wochen mehr als 300 Zivilpersonen bei russischen Kriegsverbrechen ums Leben gekommen sind.

Ruf nach härteren Sanktionen

Die bisher in Kraft gesetzten Sanktionen der EU seien angesichts der aktuellen russischen Kriegsverbrechen nicht adäquat, sagte der Botschafter. „Wir fordern die EU und ihre Mitgliedsstaaten auf, härtere Sanktionen zu beschließen“, erklärte er.

Zumindest in Ölfragen erwarte er sich, dass die österreichische Seite eine konstruktive Rolle spielen werde. Erneut verwies Chymynez zudem auf die Verantwortung von europäischen und auch österreichischen Firmen, die weiterhin auf dem russischen Markt tätig blieben.

Nach dem Besuch Nehammers rechne er zudem mit einem Beschluss, die österreichische Botschaft in Kiew wieder aufzusperren, erklärte Chymynez mit Verweis auf diesbezügliche Schritte anderer EU-Staaten sowie der EU-Vertretung.