Stimmauszählung in Frankreich
AP/Jean-Francois Badias
Frankreich-Hochrechnung

Macron und Le Pen in Stichwahl

Amtsinhaber Emmanuel Macron und die Rechtspopulistin Marine Le Pen ziehen bei der Präsidentschaftswahl in Frankreich nach den ersten Hochrechnungen in die zweite Runde ein. Macron kommt laut Hochrechnungen der Wahlforschungsinstitute von Sonntagabend auf 27 bis 29,7 Prozent der Stimmen. Damit liegt er in der ersten Runde vor der Rechtspopulistin Marine Le Pen, die auf 23,5 bis 24,7 Prozent kommt.

Auch wenn viele Französinnen und Franzosen unzufrieden mit Macrons erster Amtszeit waren und er im Wahlkampf nicht begeisterte, profitierte der 44-Jährige von der Schwäche anderer Kandidatinnen und Kandidaten und Wünschen nach Stabilität angesichts des Ukraine-Krieges.

Die Rechtspopulistin Le Pen vom Rassemblement National (RN) versuchte dagegen, mit gemäßigteren Tönen als früher zu punkten und inszenierte sich zugleich als Anwältin derjenigen, die unter der Inflation und steigenden Preisen für Strom, Sprit und Lebensmittel leiden. Die anderen Kandidaten spielten im Wahlkampf eine deutlich geringere Rolle.

Der französische Präsident Emmanuel Macron
APA/AFP/Thibault Camus
Amtsinhaber Macron gewann die erste Runde der Präsidentschaftswahl

Niederlage für Konservative und Sozialisten

Die Wahl bedeutete eine krachende Niederlage für die einstigen Volksparteien in Frankreich, die Sozialisten und die Konservativen. Die bürgerlich-konservativen Republikaner (LR) mit Kandidatin Valerie Pecresse kamen auf nur rund fünf Prozent der Stimmen. Die Sozialisten (PS), die von 2012 bis 2017 mit Francois Hollande noch den Präsidenten gestellt hatten, stürzten mit ihrer Kandidatin, der Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo, auf rund zwei Prozent ab.

Bericht zur Wahl aus Paris

ORF-Korrespondentin Cornelia Primosch berichtet aus Paris über die Ergebnisse des ersten Durchgangs der Präsidentenwahl in Frankreich, wonach Emmanuel Macron und Marine Le Pen in die Stichwahl gehen werden.

Unmittelbar nach Wahlschluss gaben die Kandidatinnen und Kandidaten von Republikanern, Sozialisten, Grünen (Yannick Jadot) und Kommunisten (Fabien Roussel) eine Wahlempfehlung für Macron ab. Sollte die Rechtspopulistin Le Pen an die Macht kommen, drohten „desaströse Folgen für das Land und für folgende Generationen“, sagte Pecresse am Sonntagabend in Paris.

Unterstützer von Marine Le Pen reagieren auf die Hochrechnung
Reuters/Pascal Rossignol
Anhängerinnen und Anhänger von Le Pen feiern ihren Einzug in die Stichwahl

Der Linkspolitiker Melenchon sprach sich zwar nicht direkt für Macron aus, forderte aber dezidiert dazu auf, nicht für Le Pen zu stimmen: „Ihr dürft Frau Le Pen eure Stimme nicht geben“, betonte er am Sonntagabend. Das Lager des Rechtsextremen Zemmour sprach sich hingegen für Le Pen aus. „Emmanuel Macron ist der Hauptgegner. Er ist der Präsident der massiven Einwanderung, der Präsident der Unsicherheit, der Präsident der Deindustrialisierung“, sagte seine Unterstützerin Marion Marechal. Sie ist die Nichte Le Pens und frühere Politikerin des RN-Vorgängers Front National.

Stichwahl am 24. April

Macron und Le Pen treten nun am 24. April gegeneinander an – eine Wiederauflage des Stichwahlduells von 2017, in dem Le Pen Macron letztlich klar unterlag. Umfragen sagten für dieses Mal aber einen deutlich knapperen Ausgang vorher. Immer wieder gewann in der Stichwahl der französischen Präsidentschaftswahl auch der Kandidat, der in der ersten Runde auf Platz zwei gelandet war.

Ein Sieg der 53-jährigen Le Pen wäre für Europa ein Schock. In der Europäischen Union könnte Frankreich unter ihr vom Treiber zum Bremser werden, ganz anders als unter dem proeuropäisch engagierten Macron. In der eskalierenden Krise zwischen dem Westen und Russland befürchten Europa und die USA mit ihr ein Bröckeln der festen Pro-Ukraine-Front.

Le Pen tritt bereits zum dritten Mal an. Die langjährige Politikerin, die ihren Vater in der Parteiführung des Rassemblement National beerbte, setzt sich unter anderem dafür ein, Einwanderung und Sozialleistungen für Ausländerinnen und Ausländer einzuschränken.

Macron, der im Wahlkampf auf wirtschaftlichen Fortschritt setzte, hatte 2017 mit seiner Bewegung La Republique en Marche den Einzug in den Elysee-Palast geschafft. Bevor er Präsident wurde, arbeitete er als Investmentbanker, beriet den sozialistischen Präsidenten Francois Hollande und war unter diesem von 2014 bis 2016 Wirtschaftsminister.